Herdenverhalten ist ein unbestrittenes Phänomen an Kapitalmärkten. Seit einigen Jahren zeichnet sich aber eine deutliche Verschlechterung in der Wertentwicklung von Trendfolgemodellen ab. Die Analysten der Privatbank M.M. Warburg haben sich angeschaut, warum das so ist.

Eine erste Interpretation wäre die, dass die derzeit zu beobachtende Trendlosigkeit eine Marktanomalie ist, die sich bald wieder korrigiert. Eine andere Möglichkeit wäre, dass zwar immer noch Trends vorliegen, diese aber nun mit anderen Modellen erfasst werden müssen. Eine weitere, zumindest theoretisch denkbare Möglichkeit wäre, dass die Jahre, in denen Trendfolgemodelle funktioniert haben, eine Marktanomalie waren, und sich in Wirklichkeit Trends über längere Zeiten kaum effizient erkennen, auswerten und portfoliotechnisch nutzen lassen.

Die Ergebnisse der Untersuchung: Trends lagen über viele Jahre hinweg systematisch vor und waren keine zufällige Laune der Kapitalmärkte. Zuletzt hat aber offenbar hat ein Strukturbruch stattgefunden – aus einem trendbehafteten Markt ist zumindest temporär ein Markt ohne Trends geworden. Bei M.M. Warburg glaubt man nicht, dass es so bleibt. Wann Trends zurückkehren werden, lasse sich allerdings kaum vorhersagen, meint Christian Jasperneite, Chief Investment Officer bei M.M. Warburg. Daher gelte bis auf weiteres, die taktische Allokation nicht zu sehr auf Trendmodellen fußen zu lassen.

Die Notenbanken sind schuld
Es werde oft gesagt, dass in den vergangenen Jahren zu viele Investoren auf Trendfolgemodelle aufgesprungen sind und damit das Potenzial der Strategie ausgehöhlt wurde. Jasperneite ist von dieser Theorie nicht überzeugt, denn aus seiner Sicht führt eine zunehmende Fokussierung auf Trendfolgemodelle eher noch zu selbstverstärkenden Trendeffekten. Es wäre fast unmöglich zu erklären, warum ein steigendes Volumen in Fonds mit Trendfolgeansätzen zu einer geringeren Trendbehaftung der Märkte führen sollte. Jasperneite hält es aber für möglich, dass die unkonventionellen geldpolitischen Eingriffe aller großen Notenbanken seit der Finanzkrise die Entwicklung von Trends immer wieder torpediert haben. Es spreche vieles dafür, dass dies noch einige Zeit anhalten könnte. (dw)