Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsen stehen deutschen Lebensversicherungen schwere Jahre bevor, warnt die Ratingagentur Moody's. Das berichtet "Die Welt". Die harten Zeiten dürften demnach den Boden für einen langfristigen Wandel bereiten – wohin sich die Lebensversicherer entwickelten, sei jedoch völlig offen.

Der Verkauf von Lebens- und Rentenversicherungsverträgen dürfte laut Moody’s auf dem Niveau des Jahres 2015 verharren. Neue Vertragsformen ohne den klassischen Garantiezins, wie sie etwa die Allianz, die Munich-Re-Tochter Ergo sowie der französische Versicherer Axa anbieten, dürften die Rückgänge im klassischen Geschäft nicht vollständig auffangen. Es sei schwieriger, die neuen Produkte den Kunden zu erklären, sagte Moody's-Analyst Benjamin Serra. 

Negativer Ausblick
Im schlimmsten Fall werde es den Lebensversicherern nicht gelingen, hinreichend vielen Kunden neue Policen mit weniger Garantien schmackhaft zu machen, so die Moody’s-Analysten. "Überdies könnten mögliche Zusammenbrüche der schwächsten Lebensversicherer das Ansehen der Branche beschädigen und so das Neugeschäft aller Versicherer beeinflussen."

Das Negativ-Szenario hält die Ratingagentur allerdings für weniger wahrscheinlich als das Best-Case-Szenario. Im besten Fall werde das Neugeschäft stabil bleiben, die Lebensversicherer könnten ihr Risikoprofil verbessern, und die meisten von ihnen könnten die neuen Eigenmittelanforderungen der EU ("Solvency II") nach der Übergangsfrist von 16 Jahren erfüllen. "Unsere Grundannahme ist derzeit näher an diesem Szenario, aber die Risiken sind groß", heißt es bei Moody’s.