Morningstar hat sich einmal mehr in der Diskussion "Pro und Contra aktiv gemanagte Fonds" zu Wort gemeldet. Die Fondsanalysten sind der Frage nachgegangen, in welchen der zehn wichtigsten europäischen Aktien- und Rentenfondskategorien ETFs besonders erfolgreich waren. Das Ergebnis: Anleger wären vor allem bei Investments in globale, europäische oder US-amerikanische Aktien sowie Anleihen aus Europa und Schwellenländern mit börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) sehr gut gefahren. Bei Aktien aus Schwellenländern wiederum hatten aktive Fonds mehrheitlich die Nase vorne.

Als Basis für die Untersuchung haben die Fondsspezialisten die hauseigenen Ratings genommen, die die Performance vergleichbarer Fonds unter Berücksichtigung von Kosten und Risiken bewerten. Die Ratings innerhalb einer Kategorie werden dabei wie folgt verteilt: Die zehn Prozent der Fonds mit der besten risikoadjustierten Rendite bekommen fünf Sterne, die folgenden 22,5 Prozent vier, die mittleren 35 Prozent drei, die nachfolgenden 22,5 Prozent zwei und die schlechtesten zehn Prozent nur einen Stern.

Weil nun die Morningstar-Kategorien zahlenmäßig von aktiv verwalteten Fonds dominiert werden, zeigt das Fünf- oder Vier-Sterne-Rating eines ETFs an, dass er innerhalb seiner Kategorie – und damit gegenüber den aktiven Fonds – überdurchschnittlich gut abgeschnitten hat. Ein Drei-Sterne-Rating impliziere, dass der ETF nicht aus der Masse der aktiven Fonds herausrage, so Morningstar.

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Quelle: Morningstar

Die obere Tabelle zeigt, dass die beste ETF-Bilanz in zwei Rentenkategorien erzielt wurde. Alle ETFs der Kategorie "EUR Anleihen diversifiziert", die – bezogen auf die Ratings der vergangene drei Jahre – von Morningstar geratet wurden, sind mit vier oder fünf Sternen bewertet. Morningstar schränkt aber ein, dass in dieser Kategorie nur zwei ETFs existieren, die dem breit aufgestellten Standard-Bond-Index Barclays Euro Aggregate Bond TR folgen. Schwellenländer-Bond-Fonds punkten in unserer Übersicht ebenfalls. Allerdings verfügen auch hier nur zwei Produkte über eine ausreichende Historie für ein Dreijahres-Rating, die beide überdurchschnittlich gute Ratings aufweisen.

Schwere Zeiten für Manager von aktiven Aktienfonds
Laut Morningstar ist das gute Abschneiden der ETFs in den beiden Bond-Kategorien für aktive Manager zwar ärgerlich, angesichts der geringen Marktdurchdringung sei jedoch kein Erdrutsch zugunsten der Index-Tracker zu erwarten. Anders dagegen bei Aktienfonds. Besonders schwer haben es aktive Manager derzeit in folgenden Kategorien: Aktien weltweit Standardwerte Blend, Aktien USA Standardwerte Blend, Aktien Eurozone Standardwerte und Aktien Europa Standwerte Blend. Hier kommen in jeder der vier Kategorien über 90 Prozent der ETFs volumengewichtet auf ein Vier- oder Fünf-Sterne-Rating.

Bei globalen Aktienfonds punkteten vor allem die ETFs, die den MSCI World abbilden. Sie verfügen größtenteils über ein Fünf-Sterne-Rating. Das schwächste Rating – drei Sterne – hat ein ETF auf den MSCI ACWI Risk Weighted NR USD. Dieser Index enthält zu knapp zehn Prozent Schwellenländeraktien und gewichtet USA-Aktien etwas weniger hoch als der MSCI World. Das war in den vergangenen drei Jahren ein Nachteil. Sollten US-Aktien europäischen Titeln in nächster Zeit hinterherhinken, wäre das Fünf-Sterne-Rating für MSCI-World-ETFs wohl schnell Vergangenheit. Europäische Fondsmanager für globale Aktien gewichten die USA im Schnitt deutlich niedriger als der MSCI World.

Auch in den großen Europa- bzw. Eurozonen-Aktien-Kategorien hatten aktive Fonds gegen ETFs auf Standardindizes wie den Stoxx Europe 600, Euro Stoxx 50 oder MSCI EMU einen schweren Stand. Etliche ETFs auf diese Indizes verfügen in der jüngsten Zeitperiode über Fünf-Sterne-Ratings. Esgibt aber auch Gegenbeispiele: Der ETF auf den Euro Stoxx 50 Div Points Futures PR EUR, der zur Gruppe der Strategic-Beta-ETFs gehört, zählt mit einem Ein-Sterne-Rating zu den schlechtesten zehn Prozent der Kategorie.

Vorteil für aktive Fonds an Schwellenländerbörsen
Besser sieht es bei Schwellenländeraktien aus: Nur 27 Prozent der entsprechenden ETFs verfügen über ein überdurchschnittliches Rating. Das liegt laut Morningstar vor allem am Drei-Sterne-Rating vieler ETFs, die den MSCI Emerging Markets abbilden und deren Gebühren überdurchschnittlich hoch sind. Die wenigen vergleichsweise günstigen ETFs auf diesen Index schneiden dagegen besser ab.

Interessierte Leser finden die vollständigen Ausführungen hier. (jb)