Der Franken wird sich bis März um etwa neun Prozent auf 92,50 Rappen je Euro verteuern, erwartet JPMorgan Chase, einer der fünf größten Devisenhändler, laut Greenwich Associates. Während die Bank aus New York davon ausgeht, dass die Schweizer Währung zum Jahresende höher liegen wird als derzeit, rechnet UBS mit einer Abschwächung des Frankens. Sie verweist dabei auf die Stützungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank, die allmählich zu einer Besserung der Euroraum-Konjunktur führen dürften.

Die unterschiedlichen Ansichten zeigen die Instabilität, die durch die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank entstanden sind, nicht mehr Franken zu verkaufen, um den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro zu verteidigen und ein Erstarken der Währung zu begrenzen. Die durch die Entscheidung vom 15. Januar ausgelösten Kursausschläge haben die implizite Volatilität beim Franken am stärksten von 46 Währungen erhöht, die Bloomberg seit dem 31. Dezember verfolgt hat.

Stärkste Überbewertung seit 30 Jahren
"Nachdem die Deckelung nun weg ist, besteht eine klare Gefahr, dass Euro/Franken den nachhaltigen Gleichgewichtswert unterschreitet, den wir in der Nähe von 1,10 Franken sehen", sagte Paul Meggyesi, Devisenstratege bei JPMorgan in London. Die Gewinne werden durch eine "beschleunigte Auflösung von Franken-Finanzierung aus dem Ausland" angetrieben, erläuterte er. JPMorgan sieht – wie auch die Commerzbank – den Franken zum Jahresende 2015 bei 98 Rappen je Euro. UBS erwartet eine Abschwächung der Währung, da sie die stärkste Überbewertung seit 30 Jahren aufweist. Bank of Tokyo-Mitsubishi geht davon aus, dass die Negativzinsen in der Schweiz den Spielraum für eine Aufwertung der Währung begrenzen.

Weitere Gewinne beim Franken dürften wegen der extremen Bewertung begrenzt sein, schreibt Beat Siegenthaler, Devisenstratege bei der UBS in Zürich, in einem Bericht an Kunden am 18. Januar. Die größte Schweizer Bank prognostiziert, dass der Franken sich innerhalb von zwölf Monaten von derzeit 1,01 Franken je Euro auf 1,05 Franken je Euro abschwächen wird.

Neben der Abschaffung der Franken-Deckelung kündigte die SNB eine Senkung der Zinsen auf Sichtguthaben von minus 0,25 Prozent auf minus 0,75 Prozent an, um Kapitalzuflüsse abzuschrecken. "Wenn sich die Aufregung gelegt hat, dürften langsam wieder spekulative Short-Positionen im Franken aufgebaut werden", sagt Derek Halpenny, Europa-Leiter weltweite Marktanalyse bei Bank of Tokyo-Mitsubishi. "Die stärksten Negativ-Zinsen weltweit, die Gefahr von Interventionen und eine mögliche Rezessionsphase dürften allesamt gegen den Franken arbeiten." (mb/Bloomberg)