Die überwiegende Mehrzahl der aktiv gemanagten Aktienfonds aus Europa schafft es nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Indexanbieters S&P Dow Jones Indices. Demnach blieben in den fünf Jahren bis Ende 2014 rund 98,5 Prozent der europäischen Fonds, die auf US-Aktien setzen, hinter dem S&P 500 zurück. Im gleichen Zeitraum wurden 81,5 Prozent der Europaaktienfonds vom S&P Europe 350 geschlagen. Und immerhin 72,3 Prozent der Deutschlandaktienfonds hinken dem S&P Germany hinterher. Auf Sicht von einem oder drei Jahren erhält man ähnliche Resultate.

Die S&P-Auswertung stützt die bekannte These, dass es den wenigsten Fondsmanagern gelingt, den breiten Markt zu schlagen. Erstaunlich an der Studie "Europe S&P Indices Versus Active Funds Scorecard" ist allerdings, wie deutlich die Ergebnisse ausfallen.

Große Fonds in der Analyse höher gewichtet
Im Gegensatz zu den meisten anderen Untersuchungen dieser Art rechnet S&P bei der Analyse mit volumengewichteten Daten: Hinkt ein großer Fonds dem Index hinterher, wirkt sich das daher stärker auf das Ergebnis aus, als wenn ein kleiner Fonds an seiner Benchmark scheitert – ein durchaus nachvollziehbarer Ansatz. Kritisiert werden kann an der Untersuchung, dass S&P stets die hauseigenen Indizes als Vergleichsmaßstab heranzieht und im Fall von Deutschland beispielsweise nicht mit dem viel verbreiteteren Dax als Benchmark rechnet. Das schmälert die Aussagekraft der Studie.

Ein weiterer Grund für die hohe "Versager-Quote" ist die Tatsache, dass S&P auch die Daten von Fonds berücksichtigt, die inzwischen aufgelöst oder auf andere Portfolios verschmolzen wurden. Andere Studien ziehen meist nur Fonds heran, die heute noch am Markt sind, und leiden daher unter dem sogenannten "Survivorship Bias".

Der Indexanbieter argumentiert, zum Zeitpunkt der Investition wisse ein Anleger nicht, ob es den Fonds in einigen Jahren noch geben wird. Daher sei es wichtig, für die Analyse alle damals verfügbaren Produkte zu berücksichtigen. S&P zufolge sind in den vergangenen fünf Jahren je nach Kategorie rund 30 bis 40 Prozent der in Europa aufgelegten Aktienfonds vom Markt verschwunden.

Barreserve kostet Rendite
Überraschend ist auch, wie stark die Fondsmanager dem breiten Markt hinterherhinken. Während der S&P 500 in den vergangenen fünf Jahren knapp 19,5 Prozent pro anno zulegte, kamen aktiv verwaltete US-Aktienfonds aus Europa volumengewichtet durchschnittlich nur auf 15,5 Prozent. Bei europäischen oder deutschen Aktien fiel der Vorsprung des Index zwar nicht ganz so deutlich aus, groß war er dennoch.

Ein Grund für das schlechte Abschneiden dürfte die Börsenrally sein: Während ein Index die Wertentwicklung seiner Aktien stets eins zu eins nachvollzieht, hält ein aktiv verwalteter Fonds fast immer eine Barreserve vor, was ihm im Aufschwung Rendite kostet. (bm)