Die Asset-Management-Boutique Robert Beer Investment hat ihren Sitz fernab der Finanzzentren in Parkstein, einer bayerischen Marktgemeinde nahe der tschechischen Grenze. Von dort aus managt der Vermögensverwalter drei Publikumsfonds: Der 2003 lancierte Luxtopic – Aktien Europa verwaltet aktuell rund 70 Millionen Euro, der 2004 aufgelegte Luxtopic – Flex gut sechs Millionen Euro und der 2015 an den Markt gebrachte Luxtopic – Systematic Return rund acht Millionen Euro. Während der Börsenrally der vergangenen Jahre konnten die Fonds nicht mithalten, nach dem Corona-Crash stehen sie allerdings wieder sehr gut da. Firmengründer Robert Beer stellte sich am Telefon den Fragen von FONDS professionell ONLINE.


Herr Beer, Ihre Fonds kamen erstaunlich gut durch die Krise. Woran lag das?

Robert Beer: Das hat mehrere Gründe. Ich erläutere es Ihnen am Beispiel des Luxtopic – Aktien Europa, der auf Aktien aus dem Euro Stoxx 50 setzt und den wir seit mittlerweile 17 Jahren nach der gleichen Strategie managen. Meine Grundüberzeugung ist, dass sich mit den Euro-Stoxx-50-Werten im langfristigen Durchschnitt eine Wertentwicklung von rund sieben Prozent im Jahr erzielen lässt, einfach weil sich die darin enthaltenen Unternehmen entsprechend gut entwickeln. Im Moment mag vielen Anlegern eine solche Rendite utopisch erscheinen, aber auf lange Sicht kommt das schon hin. Wir setzen ein Selektionssystem ein, das aus diesen 50 Werten die stärksten und stabilsten Unternehmen aussucht. Eher schwache Firmen werden aussortiert, was sich langfristig auszahlt. Auch in den vergangenen Wochen haben die meisten unserer Titel im Fonds weniger verloren als der breite Markt.

Das erklärt aber noch nicht, dass Ihr Fonds derart weit vor dem Index liegt.

Beer: Das stimmt. Zum Tragen kam nun vor allem, dass wir mit einer Optionsstrategie immer einen Teil des Portfolios absichern. Die Historie lehrt uns, dass es an der Börse alle fünf bis zehn Jahre einen kräftigen Rücksetzer gibt. Ich weiß allerdings nicht, wann und warum er kommt. Ich kenne auch die Kundenseite: Jeder möchte an steigenden Aktienkursen partizipieren und behauptet, wegen seines langfristigen Anlagehorizonts auch Rücksetzer aushalten zu können. Brechen die Kurse dann tatsächlich ein, werden die meisten nervös und steigen zum genau falschen Zeitpunkt aus. Darum sichern wir unser Portfolio immer ab, um das Minus in Grenzen zu halten und solche Kurzschlussreaktionen zu vermeiden.

Wie funktioniert die Absicherung konkret?

Beer: Vereinfacht gesagt kaufen wir Puts, also Terminkontrakte, die von fallenden Kursen profitieren. Das kostet in Aufwärtsphasen natürlich einen Teil der Performance. Die meiste Zeit ist diese Absicherung eigentlich unnötig. Kommt es dann aber plötzlich hart auf hart – so wie jetzt –, zahlt sie sich aus. Wenn die Märkte nur nach oben laufen würden, wäre ein ETF tatsächlich die beste Wahl. Das tun sie aber nicht, was viele Privatanleger, die sich Indexfonds ins Depot gelegt haben, nun deutlich zu spüren bekamen. Unser Fonds liegt seit seiner Auflage vor 17 Jahren übrigens deutlich vor dem Euro Stoxx 50 und den entsprechenden ETFs, was zeigt, dass aktives Management durchaus funktionieren kann.

In den vergangenen Jahren hinkten Sie dem Index und Ihren Wettbewerbern zeitweise allerdings deutlich hinterher. Haben Sie sich deshalb Kritik anhören müssen?

Beer: Natürlich gibt es immer mal wieder Investoren, die fragen, warum der Fonds in der Hausse nicht auch vorne dabei ist. Das liegt schlicht an den Kosten der Absicherung. Wir investieren zwar nur in Aktien, verstehen den Fonds aber klar als vermögensverwaltendes Produkt. Wir möchten nicht diejenigen Kunden anziehen, die in der Hausse mehr verdienen wollen als der Index. Viele unserer Kunden sind dem Fonds schon sehr lange treu, sie haben das Konzept verstanden und wissen, was sie von uns erwarten dürfen – und was nicht.

Momentan dürften die Kunden froh sein, dass sie sich nicht für einen aggressiveren Fonds entschieden haben.

Beer: Ich habe tatsächlich E-Mails von Kunden bekommen, die sich bedanken. Ein solches Schulterklopfen tut natürlich gut – gerade in einer Zeit, in der alles so duster wirkt.

Ein anderer Fonds Ihres Hauses, der Luxtopic – Flex, liegt seit Jahresbeginn sogar im Plus. Was unterscheidet ihn von Ihrem Europaaktienfonds?

Beer: Der Fonds hat als weltweit investierender Mischfonds deutlich mehr Freiheiten. Dort wählen wir nicht nur aus 50 Titeln aus, sondern aus rund 200. Rund 45 Prozent des Vermögens sind in US-Aktien investiert, der Rest in europäischen Werten und einigen asiatischen Blue-Chips. Die Titel, die unser Selektionssystem ausgewählt hat, haben sich im Schnitt deutlich besser gehalten als der breite Markt, darunter Unternehmen wie Apple, Air Liquide, Microsoft, Roche, Reckitt Benckiser oder Sanofi. Das Absicherungsmodell in diesem Fonds ist das gleiche wie im Europaaktienfonds.

Sie sprachen von einem Mischfonds – Sie haben also auch Anleihen im Portfolio?

Beer: Wir könnten in Rentenpapiere investieren, tun das aber schon seit vielen Jahren nicht mehr. Wenn solide Anleihen unter vier Prozent abwerfen, ist das meiner Meinung nach unattraktiv. Ich weiß, dass viele andere Mischfondsmanager in den vergangenen Jahren dank der Rentenrally viel Geld verdient haben, aber in meinem Denkkonzept haben Nullzinsen keinen Platz. Auch jetzt würde ich auf gar keinen Fall in Anleihen investieren. Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, dass die Zinsen wieder deutlich steigen – angesichts des ganzen Geldes, das nun wegen der Corona-Krise in den Markt gepumpt wird und eines Tages inflationär wirken muss.

Wie schätzen Sie die aktuelle Lage an den Börsen denn ein? Oder wagen Sie keine Prognose, da Sie ohnehin regelbasiert investieren?

Beer: Unsere Anlage erfolgt zwar streng systematisch, aber eine Einschätzung kann ich Ihnen dennoch geben: Ich halte die Furcht vor dem Coronavirus ehrlich gesagt für übertrieben. Es ist klar, dass eine neue, hoch ansteckende Krankheit erst einmal Ängste auslöst. Es würde mich aber nicht wundern, wenn die Zahl der Toten auf dem Niveau einer normalen Grippewelle bliebe. Die Verläufe in China und Südkorea zeigen, dass der Höhepunkt dort bereits überschritten ist. Hierzulande könnte das in rund vier Wochen der Fall sein, denn die drastischen Maßnahmen dürften schon bald ihre Wirkung zeigen. Die Schäden an der Wirtschaft sind kurzfristig zwar enorm, die Erholung dürfte aber deutlich schneller erfolgen als nach der Finanzkrise 2008. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir die Corona-Krise in einem Jahr abgehakt haben. An der Börse, die den Hochpunkt der Pandemie jetzt schon auslotet, dürften die Kurse bereits deutlich vorher wieder steigen. Ich weiß nicht, wann die Erholung tatsächlich startet, aber das dauert sicherlich kein halbes Jahr mehr.

Das klingt sehr optimistisch. Heißt das, dass Sie Ihre Absicherung zurückgefahren haben?

Beer: Nein, das würden wir niemals tun, weil es unserer Grundidee widerspräche. Aktuell liegen die Börsen rund ein Drittel unter ihrem kürzlich erreichten Rekordhoch, in der Finanzkrise lag das Minus bei etwa 60 Prozent. Schon das zeigt, dass da noch was kommen kann. Und für genau diesen Fall möchten wir vorsorgen.

War es denn problemlos möglich, die Absicherung zu erneuern? An den Märkten ging es ja sehr turbulent zu.

Beer: Das war tatsächlich kein leichtes Spiel. Die Optionspreise haben regelrecht verrückt gespielt, und die Absicherung ist wegen der gestiegenen Volatilität nun deutlich teurer als noch vor einigen Wochen. Das bedeutet, dass wir zu Beginn der Erholung vermutlich etwas abgemildert teilhaben werden. Aber das nehmen wir bewusst in Kauf.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)