Ariane de Rothschild sieht Greenwashing als großes Risiko für die Asset-Management-Branche. "Die Regulierer trauen unserer Branche nicht mehr", sagte die Verwaltungsratspräsidentin der Edmond de Rothschild Group, am Dienstag (21.6.) auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. Es gelte daher, Vertrauen zurückzugewinnen. Als eine Möglichkeit nannte sie einen ehrlicheren Umgang mit dem Begriff der Impact-Investments.

"Impact-Investments müssen unserer Überzeugung zufolge drei Kriterien erfüllen", sagte sie. Da sei erstens die Intentionalität, also die klare Absicht, mit dem Investment eine positive Wirkung zu erzielen. Als zweiten Punkt nannte die Baroness die Additionalität. Damit ist gemeint, dass ein zusätzliches Projekt finanziert wird, das sonst wahrscheinlich nicht umgesetzt worden wäre. Hinzu komme als dritter Aspekt die Messbarkeit der Ergebnisse. Ariane de Rothschild nannte in ihrem Vortrag mehrere Beispiele für Vorhaben, die ihr Haus ermöglicht habe, etwa die Finanzierung kleiner Unternehmen in Afrika oder Infrastrukturprojekte mit erneuerbaren Energien.

Ariane de Rothschild ging in ihrem Vortrag auch auf die aktuelle Situation an den Finanzmärkten ein, die ein Umdenken erfordere. Die jüngste Zinserhöhung der US-Notenbank Fed habe kurzfristig für Verunsicherung unter Anlegern gesorgt, sei mittelfristig aber eine gute Nachricht. "Die Fed hat an Glaubwürdigkeit zurückgewonnen", sagte sie. Die Notenbank habe sehr deutlich gemacht, ihr wichtigstes Mandat, für Geldwertstabilität zu sorgen, ernst zu nehmen. Dieses Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Währungshüter sei für die Finanzmärkte enorm wichtig, auch wenn die Zinserhöhungen die Konjunktur bremsten.

Vier Punkte, die Anleger im Blick behalten sollten
Die Edmond-de-Rothschild-Chefin rät Anlegern, vier Herausforderungen besonders im Blick zu behalten. Da sei erstens der Handelskrieg zwischen China und den USA, in dem es um eine neue Machtbalance in der Welt gehe. Der zweite Punkt sei das Auseinanderklaffen der ökonomischen Entwicklung in den USA und Europa. Während die Vereinigten Staaten prosperierten, hinke der Euro-Raum mit deutlichem Abstand hinterher.

Im Blick behalten sollten Anleger drittens die Herausforderungen, die sich aus der Energiewende ergeben. Europa, der Vorreiter in diesem Punkt, handele sich damit zwar kurzfristig einen Nachteil ein, auf lange Sicht eröffneten sich daraus jedoch große Chancen. Als vierten Aspekt nannte Ariane de Rothschild die bedrohte Lebensmittelsicherheit – ein Risiko, das insbesondere, aber nicht nur die Entwicklungsländer betreffe. Der Krieg in der Ukraine habe dieses Problem, das auch die Inflation befeuere, deutlich verschärft. (bm)