Die Schweizer Privatbank Sarasin prognostiziert in ihrem aktuellen Marktkommentar zur globalen Wirtschaftslage, dass nach den USA nun auch Euroland im zweiten Quartal 2012 auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Das Wachstum werde in den nächsten Monaten an Dynamik gewinnen und sich bis ins dritte Quartal 2012 fortsetzen. Neben der Lockerung der Kreditklemme und der abflauenden Euroschuldenkrise sei es vor allem die internationale Konjunktur, die den entscheidenden Wachstumsimpuls gibt. „Wir erwarten, dass die Wirtschaft Eurolands ab dem zweiten Quartal 2012 auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Insbesondere die US-Arbeitslosenquote befindet sich auf einem rasanten Abwärtstrend, was sich in einer kräftigen Erholung der US-Konsumentenstimmung niederschlägt und sich zu einem internationalen Wachstumstreiber entwickeln wird“, schreibt Jan Amrit Poser, Leiter Research und Chefökonom der Bank Sarasin.

Der Rückgang der Risiken habe zudem eine starke Rallye an den Finanzmärkten ausgelöst. Es sei auch weiter mit einem positiven, wenn auch langsamerem Anstieg an den Aktienmärkten zu rechnen. Aktien dürften sich damit auch im zweiten Quartal besser entwickeln als Anleihen. Das Aktienmarktszenario zeige Potenzial für Euroland und für die Schwellenländer. Innerhalb von Euroland profitiere besonders der deutsche Aktienmarkt. Der defensive Schweizer Aktienmarkt dürfte unterdurchschnittlich abschneiden. Den vollständigen Text des Marktausblickes finden interessierte Leser im Folgenden:

„Mit der Trendwende in den globalen Konjunkturindikatoren und mit der großzügigen Liquiditätsversorgung der Zentralbanken haben sich die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft sowie für die Finanzmärkte drastisch reduziert. Die Bank Sarasin geht davon aus, dass sich das Wachstum in den nächsten Monaten beschleunigen und sich bis ins dritte Quartal 2012 fortsetzen wird. Euroland zeigt weiter starke Unterschiede zwischen den robusten Kernländern und der Peripherie. Doch die Euroschuldenkrise hat den Zenit überschritten. Die Bank Sarasin erwartet, dass die Wirtschaft Eurolands ab dem zweiten Quartal 2012 auf den Wachstumspfad zurückkehrt. Nicht zuletzt kommen wichtige Wachstumsimpulse von der internationalen Konjunktur: In den USA und den Schwellenländern befindet sich das Wirtschaftsmomentum wieder auf einem Aufwärtstrend. Der sich abzeichnende Aufschwung reißt Europa mit der üblichen Verzögerung von ein bis zwei Quartalen mit.

Marschhalt der Zentralbanken erwartet
Die Zentralbanken der Industrieländer haben im ersten Quartal 2012 ihre Geldpolitik weiter gelockert obwohl die Wirtschaftsdaten im ersten Quartal größtenteils besser als erwartet ausfielen. Eine weitere Aufhellung wird die Zentralbanken nicht mehr unbeeindruckt lassen: Es darf erwartet werden, dass sie im zweiten Quartal einen Marschhalt einlegen und ihre Geldmenge nicht mehr weiter ausweiten werden. Mit einer Abkühlung der Konjunktur gegen Ende Jahr werden innerhalb der Zentralbanken dann wieder neue Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur diskutiert werden. Ein drittes US-Ankaufprogramm für Anleihen könnte dann wieder zum dominierenden Thema am Kapitalmarkt werden.

Sichere Währungen verlieren an Attraktivität
Mit der Entspannung an den Geld- und Kapitalmärkten wird sich der Aufwärtstrend des Euros in den nächsten Quartalen fortsetzen. Ein weiterer Grund, warum der Euro steigen wird, ist seine relative Attraktivität gegenüber dem Dollar. Denn die Realzinsen in den USA machen aufgrund des tiefen Zinsniveaus und der höheren Inflationsrate eine Investition in den Dollar unattraktiv. Im sich anbahnenden Aufschwung sollten sich sichere Häfen wie der Yen oder der Franken wieder abschwächen. Optimistisch ist die Bank Sarasin für zyklische Währungen, wie die schwedische Krone oder das britische Pfund. Mit zunehmender Erholung des Wirtschaftsvertrauens sollte sich eine Anlage in SEK-CHF als renditeträchtigste Handelsstrategie erweisen.

Staats- und Unternehmensanleihen profitieren vom Aufschwung
Der große Renditetreiber der Staatsanleihen wird die globale Konjunktur sein. Doch während in den USA bereits für das dritten Quartal 2012 die ersten Anzeichen einer Wachstumsabkühlung zu erkennen sein werden, sollte die europäische Wirtschaft zu diesem Zeitpunkt noch immer robust wachsen. Das spricht für einen relativ stärkeren Zinsanstieg von deutschen und Schweizer Zinsen im dritten Quartal. Die Renditen der großen Peripherie-Staaten Italien und Spanien dürften hingegen weiter zurückgehen und die Schwellenländer werden sich dem Trend zu steigenden Renditen nicht ganz entziehen können. Trotzdem ist in den Schwellenländern im Vergleich zu den Industriestaaten eine stärkere Kursentwicklung der Staatsanleihen zu erwarten. Zu beobachten bleibt auch die Entwicklung am Markt für Unternehmensanleihen, welcher im ersten Quartal eine bemerkenswerte Erholung hinlegte. Der Anreiz einer attraktiven Verzinsung von Unternehmens- gegenüber Staatsanleihen besteht weiterhin. Hinzu kommt die Chance auf einen Kursgewinn bei sinkenden Risikoprämien, welche bei stabilen Makro- und Fundamentaldaten durchaus realistisch ist.

Aktienmärkte im Aufwind
Die Aktienmarktrallye übertraf im ersten Quartal die bestehenden positiven Erwartungen. Eine Umschichtung von Anleihen in Aktien, könnte dem Aktienmarkt weiteren Auftrieb verleihen. Da erst im dritten Quartal 2012 eine Trendwende in den Konjunkturindikatoren zu erwarten ist, dürfte die Rallye anhalten, wenn auch nicht mit mehr mit überdurchschnittlichen Renditen zu rechnen ist. Ein freundliches Aktienmarktszenario zeigt Aufholpotenzial für Euroland und für die Schwellenländer. Innerhalb von Euroland liegt der Fokus weiterhin auf dem deutschen Aktienmarkt, welcher von positiven fundamentalen Trends profitiert. Unterdurchschnittlich dürfte der defensive Schweizer Aktenmarkt abschneiden. Die Anlegerstimmung für US-Aktien erscheint ebenfalls zu optimistisch.

Zyklische Sektoren profitieren
Einer der wichtigsten Stimmungsindikatoren für die Aktienmärkte ist der ISM Index (Institute of Supply Management), der Aufschlüsse über die Aktivitäten in der Wirtschaft gibt. Der ISM Index bewegt sich historisch zwischen einem Niveau von 30 und 70, wobei ein Indexstand von unter 45 eine Rezession anzeigt und ein Indexstand von über 60 einen wirtschaftlichen Boom. Der jetzige Indexstand des ISM liegt bei über 50 mit der Tendenz weiter zu steigen. Entsprechend überdurchschnittliches Potenzial sieht die Bank Sarasin in den Sektoren Informationstechnologie und zyklischer Konsum. Aufgrund fallender Risiken im Finanzsektor und des positiven Überraschungspotenzials bestehen ebenfalls überdurchschnittliche Renditeaussichten bei Versicherungsaktien. Von Investitionen in den Sektor Energie rät die Bank Sarasin aufgrund der steigenden Ölpreise eher ab. Roh- und Grundstoffe erscheinen hingegen seit Anfang März aufgrund der verbesserten Gewinnrevisionen, Zyklik und den positiven Erwartungen für Chemie in den nächsten Monaten attraktiv.“ (jb)