Kreditfonds sind nicht nur global auf dem Vormarsch, auch in Deutschland etablieren sich die Fonds aus Sicht von kapitalsuchenden Unternehmen als Alternativen zu traditionellen Banken. Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch eine Erweiterung des gesetzlichen Rahmens für die aktuell weitgehend aus dem angelsächsischen Raum stammenden Spezialfonds, wie das "Handelsblatt" berichtet: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin entschied vergangenes Jahr, dass die Fonds auch Darlehen an Mittelständer vergeben können, so die Zeitung.

Die globalen Zahlen dieser Entwicklung lesen sich beeindruckend: Nach einer Analyse des Alternative Credit Council (ACC) und des Beraters Deloitte wuchs der Markt für Finanzierungen außerhalb der Bankenwelt bis Ende Juli auf 560 Milliarden US-Dollar, nachdem diese Zahl im gesamten Jahr 2015 bei nur 440 Milliarden Dollar stehen geblieben war.

Größter Einzelmarkt sind die USA, aber auch in Europa sammelten die Fondsmanager zwischen 2013 und 2015 rund 31 Milliarden Euro ein. Aktuell stehen dem europäischen Markt 38 Milliarden Euro aus Kreditfonds zur Verfügung. Dies entspreche grob kalkuliert der Hälfte des Volumens des europäischen Markts für außerbörsliches Beteiligungskapital, so das Handelsblatt unter Berufung auf Zahlen des Finanzdatenanbieters Preqin.

Versicherungen und Pensionskassen als Hauptfinanzierer
Die Fonds, welche Übernahmedarlehen, Unternehmensfinanzierungen sowie Darlehen für Immobilien, Infrastruktur und Transportmittel anbieten, drängen verstärkt auf den deutschen Markt. Aktuelle konkrete Finanzierungsummen  nannte das Handelsblatt nicht. Experten wie Frank Jung, Geschäftsführer bei DC Advisory, gehen aber der Zeitung zufolge davon aus, dass sich die Fonds wie in Großbritannien als ernst zu nehmende Marktteilnehmer etablieren werden. Zu den Anbietern hierzulande zählen Adressen wie Blue Bay, Hayfin, Highbridge, ICG, Ares und Alcentra.

Die Bankenlobby sieht die neue Konkurrenz zwar mit Argwohn, das ficht die Fonds beziehungsweise die dahinter stehenden Großinvestoren wie Versicherungsgesellschaften und speziell auch Pensionskassen aber nicht an: Sie suchen in Zeiten von faktisch nicht mehr vorhandenen Zinsen händeringend nach renditestarken Anlagemöglichkeiten. Ein Drittel der Einlagen stammt daher von Pensionsfonds, hat Preqin dem Handelsblatt zufolge errechnet – gefolgt von Versicherungen und Stiftungen mit 13 respektive neun Prozent.

Deutsche Anbieter im Kommen
Die überwiegende Zahl der in Deutschland aktiven Fonds stammt aus dem angelsächsischen Raum. Doch heimische Anbieter seien auch schon auf dem Vormarsch. Hier nennen Branchenkenner Vehikel von Banken wie der IKB oder der Lampe-Bank sowie bankenunabhängige Fonds wie Rantum Capital. Sogar die Dekabank besitzt fünf Kreditfonds, die mit 1,1 Milliarden Euro die Milliardengrenze überschritten haben. (jb)