Die Schuldenproblematik Chinas ist schon seit Jahren ein Thema. Das – auch nach Ausbruch der Finanzkrise beachtliche – Wirtschaftswachstum des Schwellenlandes wurde zu einem beträchtlichen Teil auf Kredit finanziert, und das bereitet vielen Beobachtern Sorgen. Dass das Thema an Brisanz gewinnt, lässt das Echo auf einen Investorenbrief in den USA vermuten.

Wie US-Medien berichten, schreibt der bekannte US-Hedgefondsmanager Kyle Bass in einer aktuellen Mitteilung an seine Anleger: "Ähnlich wie das US-Bankensystem im Vorfeld der Globalen Finanzkrise haben Chinas Banken in einem hohen Ausmaß den Leverage erhöht, also regulatorische Arbitrage betrieben, und sind auf unverantwortliche Weise Risiken eingegangen. Die Verluste in Chinas Bankensystem, die mehr als 400 Prozent des Volumens der US-Bankenverluste infolge der Subprime-Krise übersteigen könnten, beginnen sich zu beschleunigen."

Chinas Bankensystem habe sich in den letzten zehn Jahren um den Faktor zehn auf 34,5 Billionen US-Dollar vergrößert. Der von diesem System verliehene Schuldenberg sei nicht zuletzt deshalb gefährlich, weil in China viele Projekte nicht auf Basis wirtschaftlicher Überlegungen, sondern aus politischen Gründen gestartet werden. Verschärft werde das Problem von einem Schattenbankensystem, in dem Instrumenten eingesetzt wurden, um Kreditrestriktionen zu umgehen.

Schuldenblase von unvorstellbarer Dimension
Bass rechnet vor, dass Chinas Banken im  Falle eines zehnprozentigen Kreditausfalls 3.500 Milliarden US-Dollar an Eigenkapital verlieren würden. Zum Vergleich: US-Banken verloren infolge der Subprime-Ausfälle „nur“ 650 Milliarden US-Dollar. Bass erwartet allerdings nicht zehn Prozent Kreditausfälle, sondern mehr. Er erinnert in diesem Zusammenhang an die letzte Kreditkrise in China, in der von 1998 bis 2001 das Ausmaß der Non-Performing-Loans auf 30 Prozent des BIPs kletterte.

Sollte das tatsächlich passieren, so die Schlussfolgerung des Hedgefondsmanagers, müsste China Yuan im Gegenwert von mehr als 10.000 Milliarden US-Dollar drucken, um seine Banken zu rekapitalisieren, was zu einer Abwertung der Währung gegenüber dem US-Dollar von mehr als 30 Prozent führen würde. Bass spekuliert mit seinem Fonds auf genau diese Entwicklung.

Der Gründer von Hayman Capital ist derzeit nicht der einzige prominente Hedgefondsverwalter, der zu dieser Eintschätzung kommt. George Soros verärgerte China schon im Januar mit einer ähnlichen Analyse und der Ankündigung, gegen die Fernost-Währung zu wetten. (gf)