Gute Nachrichten zum neuen Jahr: Inzwischen können Investoren am Euro-Staatsanleihemarkt wieder ihre angestrebten Zielrenditen von 4 bis 4,5 Prozent einstreichen. Auf lang laufende Papiere gibt es in Belgien vier und in Spanien fünf Prozent. Italien bietet sogar sechs Prozent bei mittleren Laufzeiten. Dies ist schon eine Überlegung wert, meint Stefan Klomfass, Leiter institutionelles Wertpapiergeschäft bei SEB Asset Management – insbesondere im Vergleich zu den mageren Bundrenditen von rund einem Prozent. Die Risiken sind ihm zufolge vertretbar. Jede Krise hat ihre Chancen und dies sei eine. Die Renditeniveaus der Euro-Staatsanleihen pendeln sich auf ihren fundamental gerechtfertigten Niveaus ein. Es gibt weiterhin Wackelkandidaten wie Portugal oder Irland. Ein Schuldenschnitt ist hier nicht völlig auszuschließen, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich. Italien und Spanien dagegen sind „too big to fail“ und werden zur Not von der EZB gerettet, ist Klomfass überzeugt.

Märkte preisen Überwindung der Staatsschuldenkrise

Selbst die Wackelkandidaten lohnen ihm zufolge einen Blick. Irland war unter den Euro-Staatsanleihen im letzten Halbjahr das ertragreichste Investment. Hier zeigt sich, dass es immer einen Weg aus der Staatsschuldenkrise geben kann, den auch die Kapitalmärkte honorieren, und dass sich fundamentale Länderanalyse für Renteninvestoren lohnt.

Über zwei  Jahre lang hatte die Staatsschuldenkrise die Rentenmärkte fest im Griff. Die Wertentwicklung von deutschen Bundesanleihen übertraf den Rest der Eurozone um mehr als zehn Prozent. Doch seit Ende November hat sich das Blatt gewendet – der Rest Europas entwickelt sich nun besser als Deutschland, was Klomfass zufolge auch kein Wunder ist, wenn man auf die aktuellen Verzinsungen schaut. Und dieser Trend dürfte sich fortsetzen, ist der SEB AM-Experte überzeugt.

Es wird nach Lösungen gesucht

Der Schwenk ist Folge des Lernprozesses im politischen Krisenmanagement. Es wird nun konstruktiv nach Lösungen und nicht mehr nach Eskalation gesucht. Die Minirendite einer fünfjährigen Bundesanleihe von unter einem Prozent schützt kaum noch gegen Kursverluste oder Inflation. Höhere Zinskupons von mittleren Bonitäten lassen dies besser verkraften. Optimal aber ist eine gute Mischung.

Gemixtes Europortfolio punktet

Ein Europortfolio zur Hälfte aus Staatsanleihen und aus Pfandbriefen mit mittleren Laufzeiten bietet derzeit wohl das beste Chance-Risiko-Verhältnis, meint Klomfass.  In guten Zeiten liefert der Rest Europas Rendite, bei Unruhen im Euroraum profitieren die deutschen Bundesanleihen als sicherer Hafen. Und Pfandbriefe laufen ohnehin stabil.

Die Korrelation funktioniert Klomfass zufolge. Er und seine Kollegen bei SEB AM haben in diesen Portfolios trotz der Krise der Anleihemärkte in den vergangenen drei Jahren insgesamt über elf Prozent verdient, bei einer Volatilität von nur 2,7 Prozent. Und das Potenzial ist nicht erschöpft. Derzeit lässt sich mit einer Duration von nur 2,5 eine Rendite von 4,5 Prozent verdienen. (ir)