Die hohe Innovationskraft von Fintechs lässt sich gut mit der Markt- und Markenmacht etablierter Banken verbinden. Davon ist Friederike Stradtmann von der Beratungsgesellschaft Accenture überzeugt. Daher empfiehlt sie den Instituten, mit den Fintechs zu kooperieren. Die Partner könnten ich sich gegenseitig befruchten, so werde "Co-Innovationen" der Weg geebnet. "Das Beste aus beiden Welten zu nehmen bedeutet Wachstum für beide Seiten", sagte Stradtmann Ende vergangener Woche auf der ersten Konferenz für Finanztechnologie an der Goethe-Universität Frankfurt.

Allein im vergangenen Jahr sind über zwölf Milliarden US-Dollar in Fintechs geflossen – junge, technologiegetriebene Unternehmen, die die Finanzwelt aufmischen. Geldgeber sind Venture-Capital-Gesellschaften, beispielsweise im Fall von First Data, es gab aber auch einige Börsengänge, darunter der des amerikanischen Geldverleihportals Lending Club. Auch etablierte Banken wie Goldman Sachs zeichnen sich durch Zukäufe in diesem Bereich aus. Investiert wurde bislang überwiegend in den USA und Großbritannien, doch mittlerweile holt auch Kontinentaleuropa auf. "Fintechs sind zur Zeit die Hot-Tickets", so Stradtmann.

Die jungen Unternehmen besetzen in vielen Fällen bereits die Schnittstelle zum Kunden und bieten spezielle Nischenlösungen an. Ohne Altlasten in ihren IT-Systemen können die jungen Wilden Neuerungen schneller umsetzen. Als kleinere Organisationen haben sie zudem flachere Hierarchien und kürzere Entscheidungswege. "Geld braucht keine Bank mehr", so Stradtmann. "Surfen Sie einfach mal auf den Internetseiten der neuen Anbieter. Alles ist sehr übersichtlich und intuitiv zu bedienen", rät die Expertin für digitale Geschäftsmodelle im Bankensektor den hiesigen Vorständen. Auch das Verhalten der Kunden ändere sich: "Mittlerweile ist es für viele junge Menschen nicht mehr relevant, was der Bankberater empfiehlt, sondern was die Freunde oder die Peer-Gruppe sagt."

Große deutsche Banken halten sich zurück
In Deutschland findet man aktuell eher kleinere Banken, die sich als Partner der Finanz-Startups hervortun. So engagiert sich die Sutor Bank aus Hamburg bei Fairr.de und Zinspilot. Besonders stark ist die BIW-Bank vertreten, sie kooperiert derzeit mit rund zehn Fintechs, darunter Savedo und Optiopay.

Deutsche Großbanken agieren eher zögerlich. Manches Institut nutzt andere Märkte als Testfelder, bevor es in Deutschland aktiv wird. So ging die Commerzbank mit ihrer Tochter Mbank in Polen eine Kooperation mit dem Mobilfunkbetreiber Orange ein. Mittels moderner Nahfeldkommunikations-Technologie (NFC) bietet das Haus Banking per Smartphone an, die wenigen Filialen dienen eher dem Marketing als zur Beratung. Consultant Stradtmann hat Verständnis für das vorsichtige Vorgehen der Platzhirsche: "Für größere Banken ist es eine längere Reise", so Stradtmann. (mh)