Wer in abgestrafte Börsen investiert, darf auf lange Sicht mit hohen Renditen rechnen. Diesen Schluss legt die Antizyklik-Studie nahe, die der Vermögensverwalter SJB Fonds Skyline aus dem rheinischen Korschenbroich jüngst aktualisiert hat. Schnelle Erfolge dürfen Contrarians freilich nicht rechnen: "Ein antizyklischer Investor sollte mit einem zehn- bis dreißigjährigen Investmentzyklus kalkulieren", schreibt SJB-Fondsanalyst Volker Zenk.

Um das Potenzial der Strategie aufzuzeigen, lässt SJB drei fiktive Investoren gegeneinander antreten: Der passive Anleger investiert am 1. Januar 1979 umgerechnet 10.000 Euro in den MSCI World Index und lässt das Geld dort liegen. Der prozyklische Investor kauft den besten nationalen Markt des abgelaufenen Jahres, dargestellt durch den MSCI-Index des entsprechenden Einzellandes. Nach fünf Jahren schichtet er das das Geld in den dann besten Markt des Vorjahres um. Der antizyklische Investor folgt dem gleichen Muster, entscheidet sich aber jeweils für den schlechtesten Markt des abgelaufenen Jahres.

Aus den 10.000 Euro wurden vom 1. Januar 1979 bis 31. Dezember 2014 rund 86.000 Euro mit der prozyklischen, rund 296.000 Euro mit der passiven und rund 17 Millionen Euro mit der antizyklischen Investmentstrategie. "Das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 6,15 Prozent p.a. bei der prozyklischen, 9,86 Prozent p.a. bei der passiven und 22,99 Prozent p.a. bei der antizyklischen Strategie", heißt es in der Studie.

"Antizyklik-Strategie nie als einziges Investment verstehen"
Setze man die antizyklische Strategie nicht mit Indizes, sondern mit in Deutschland zugelassenen Aktienfonds um, stünden selbst mit den schlechtesten Fonds rund 1,6 Millionen Euro (15,08 Prozent p.a.) zu Buche. "Das heißt: Selbst wenn der antizyklische Investor bei der Fondsauswahl komplett daneben greift, ist sein Ergebnis immer noch unvergleichlich besser als das des prozyklischen Investors, der blind dem Herdentrieb folgt", so Zenk. "Die Konsequenz: Die Auswahl antizyklischer Märkte ist das Geheimnis erfolgreicher Investitionen."

Um zu testen, ob der Contrarian-Ansatz den anderen Strategien immer derart überlegen gewesen wäre, hat SJB die anfänglichen Investitionszeitpunkte von 1979 bis 1984 variiert. Die daraus abgeleiteten Ergebnisse fallen weniger berauschend aus – wer diese Strategie 1981 startete, blieb sogar leicht hinter dem passiven und prozyklischen Investor zurück. "Der schwächere Jahrgang ab 1. Januar 1981 ist ein Beispiel dafür, dass die Antizyklik-Strategie nie als einziges Investment zu verstehen ist", betont Zenk.

Als ernstzunehmende Investmentstrategie darf der für die Studie gewählte simple Ansatz ohnehin nicht gelten: Wer nur in einen Markt investiert und sein Geld dort fünf Jahre liegen lässt, missachtet das Gebot der Risikostreuung. Dennoch taugen die Ergebnisse dazu, das enorme Potenzial von Investments abseits des Mainstreams zu veranschaulichen. In stark abgemildeter Form setzt neuerdings auch ein Fonds der Deutschen Asset & Wealth Management auf die Idee des antizyklischen Investierens (FONDS professionell ONLINE berichtete).

"Ausgezeichnete Investmentchancen" in Russland
Wie viel Mut antizyklisches Investoren erfordert, zeigt sich mit Blick auf die schlechteste Börse des vergangenen Jahres: Der MSCI Russia verlor 2014 auf Euro-Basis 38,8 Prozent an Wert, während der MSCI World 19,6 Prozent gewann – Russland ist für SJB daher der Contrarian-Markt 2015.

"Aus Sicht des antizyklischen Investors ergeben sich nach dem aggressiven Ausverkauf russischer Aktien wie auch der Landeswährung Rubel ausgezeichnete Investmentchancen. Wer trotz der Krisenstimmung die auf ein konkurrenzlos niedriges Bewertungsniveau zurückgefallenen russischen Aktien erwirbt, dürfte reich belohnt werden", schreibt Zenk. (bm)