Eine große Mehrheit der Deutschen hegt keine Illusionen über die Sicherheit der gesetzlichen Rente und stellt sich auf massive finanzielle Einbußen im Alter ein. Über die Hälfte der Deutschen würde ihre Gelder daher sogar lieber selber privat verwalten und keine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung liefern. Dies ist die wichtigste Erkenntnis der Gothaer-Studie "Rente, Reformen und Zukunftsängste 2014", für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa Anfang September online und über eine TV-Box über 1.500 Personen befragt hat.

Interessant und positiv für Versicherungsvermittler ist zudem, dass die private Lebensversicherung nach wie vor die beliebteste private Vorsorgeform für das Alter ist, wie Karsten Eichmann Vorstandsvorsitzender der Gothaer, auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie erläuterte.

Der Aussage "Die Rente ist sicher" – 1986 im Wahlkampf vom damaligen Arbeitsminister Norbert Blüm plakativ inszeniert – glaubt kaum jemand noch, schreibt der Kölner Versicherer. 83 Prozent der Befragten sagen, dass dieser Satz heute keine Gültigkeit mehr hat. Die Sicherheit der Rente bereitet den Menschen mehr und mehr Sorge. Dementsprechend machen sich viele der Befragten Gedanken über die aktuelle Ausgestaltung der Rente und deren Reformbedürftigkeit. Bereits ein Drittel der Menschen, von den 31- bis 40-Jährigen sogar 40 Prozent, halten den Generationenvertrag für nicht mehr gerecht, da die jüngere Generation zu stark belastet würde.

Finanzielle Situation – heute gut, als Rentner schlecht
Damit geht einher, dass die Deutschen mit ihrer aktuellen finanziellen Situation zwar mehrheitlich zufrieden sind – nur 30 Prozent äußern sich weniger zufrieden oder gar unzufrieden. Im Alter sieht das dann ganz anders aus. Die große Mehrheit der Befragten – 77 Prozent – geht sehr realistisch davon aus, finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen. Mit der privaten Vorsorge sieht es dennoch eher düster aus. 43 Prozent der Befragten, sogar 64 Prozent der unter 30-jährigen, meinen, sie müssten mehr private Vorsorge betreiben. Bei 77 Prozent der Befragten ist fehlendes Geld der Hauptgrund für die mangelnde Vorsorge.

Bei denen, die vorsorgen, ist die private Lebensversicherung immer noch das beliebteste Produkt. 47 Prozent setzen auf diese Vorsorgeform, Immobilien folgen mit 40 Prozent an zweiter Stelle. Auf den Plätzen dananch finden sich Sparbücher (34%), Riester-Produkte (33%), Fonds (22%), Aktien (10%) und die Rürup-Rente (3%9.

Probleme erkannt – Veränderungen notwendig
"Diese Studie zeigt sehr deutlich, dass den Bürgern immer stärker bewusst wird, dass das deutsche Rentensystem in seiner heutigen Form an seine Grenzen stößt und dass die nachwachsenden Generationen durch den demografischen Wandel über Gebühr belastet werden. Zu Recht fordern die Menschen eine Reform des Rentensystems", fordert Eichmann. Eine Lösung hat er auch: "Ein wichtiger Reformansatz, den immerhin 53 Prozent der Bürger befürworten, ist die Einführung einer obligatorischen betrieblichen Altersvorsorge. Aber aus unserer Sicht bedarf es noch tiefgreifenderer Veränderungen hin zu einem zumindest zu einem Teil kapitalgedeckten System."

Sorgen im Alter – das persönliche Umfeld im Fokus
Noch größere Sorgen machen sich die Deutschen aber um die Pflegebedürftigkeit (63%), der Verlust an Selbständigkeit (61%). Auch die Angst vor Krankheiten (58%) steht weit oben an der Spitze der Themen, wenn die Menschen sich über ihre Situation im Alter Gedanken machen. Das Nicht-Ausreichen der Rente wurde von immerhin 47 Prozent der Befragten genannt. Vor finanziellen Einbußen im Alter haben mehrheitlich die mittleren Altersgruppen (31 bis 50 Jahre) Angst. (jb)