Die Vertriebschef deutscher Versicherer schauen mit Skepsis auf die Einführung der europäischen Versicherungsvertriebsrichtlinie (Insurance Distribution Directive, IDD) Anfang 2018. Die Vorschriften aus Europa, vor allem die Neuregelungen für den provisionsbasierten Vertrieb wie die Offenlegung der Provisionen, werden großen Einfluss auf die Vertriebsorganisationen der Assekuranz haben. Zu diesem Ergebnis, neben anderen, kommt der Branchenkompass Insurance 2015 von Sopra Steria Consulting.

In einer Pressemitteilung führt das Beratungsunternehmen aus, dass gut zwei Drittel der Versicherer und 60 Prozent aller Makler aufgrund der IDD mit spürbaren Änderungen in den Vertriebsprozessen rechnen. Bereits mit kurzfristigen Prozessanpassungen rechnen dabei rund 30 Prozent der von Sopra Steria befragten Entscheider der Versicherungswirtschaft. Notwendig sei in diesem Kontext insbesondere eine Anpassung der über die Jahre hinweg gewachsenen – um nicht zu sagen: gewuchterten – Angebotssysteme, die neben vermittlerindividuellen und produktspezifischen Provisionsvereinbarungen nun auch die komplexen Berechnungsgrundlagen dafür bereitstellen müssen.

Aber auch andere Regulierungsblöcke werden nach Expertenmeinung Auswirkungen auf den Verkauf der Policen haben. Dazu zählt Solvency II: Hier erwarten 63 Prozent der Versicherer und 43 Prozent der Makler zumindest mittel- bis langfristig eine Anpassungsnotwendigkeit ihrer Vertriebsprozesse.

Keine Musterlösung
"Viele Versicherungsgesellschaften sehen IDD mit Sorge entgegen, weil es dafür bislang noch keine überzeugende Musterlösung gibt", kommentiert Martin Preuß, Manager Vertriebssteuerung bei Sopra Steria Consulting. Und weiter: "Versicherungen sind durch IDD mit sehr verschiedenen Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert – darunter neuen Aus- und Weiterbildungspflichten für Vermittler, Anpassungen im Compliance-Management, zusätzliche Informations- und Dokumentationsauflagen im Umfeld der Beratung sowie eine weitgehende Offenlegung der Provisionsvergütung." (jb)