2016 wird für Europas Assekuranzen so spannend und herausfordernd wie kaum ein anderes Jahr zuvor: Am 1. Januar ist das neue europäische Aufsichtsrecht für Versicherer in Kraft getreten. Der Start von Solvency II fällt – zumindest in Europa – mitten in die anhaltende Niedrigzinsphase. Beide Umstände werden die Asset-Allocation der Versicherer grundlegend verändern, zeigt eine Umfrage des Fondsanbieters Standard Life Investments (SLI) unter 56 Anlage- und Risikovorständen europäischer Versicherungen.

Rund die Hälfte der Befragten muss oder will ihre Investments in festverzinsliche Papiere zurückfahren. 60 Prozent gaben an, dass sie stärker in alternative Anlagen wie Infrastrukturprojekte oder erneuerbare Energien und in Immobilien investieren wollen. Dabei zeigen sich allerdings Unterschiede innerhalb Europas: Südeuropäische Versicherer sind wegen der höheren Renditen auf Anleihen aus ihren Heimatländern noch etwas optimistischer, was traditionelle Anlagen anbelangt.

Outsourcing als Zukunftsmodell
Auch wenn unter Solvency II für Staatsanleihen weiterhin kein zusätzlicher Kapitalbedarf anfällt, fühlen sich drei Viertel der Befragten in ihren Wahlmöglichkeiten zur Kapitalanlage eingeschränkt. Einige Versicherer haben sich noch nicht ganz auf die neuen Anforderungen eingestellt. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen sich nicht mehr in der Lage sehen, ihre Wertpapierstrategie respektive deren Umsetzung aus eigenen Kräften zu steuern. 44 Prozent der Befragten gaben an, das Management einer oder mehrerer Anlageklassen auslagern zu wollen.

Was ihre Geschäftsmodelle betrifft, sehen die Versicherer die größte Herausforderung bei klassischen Lebensversicherungen mit Zinsgarantien. 43 Prozent gaben an, dass sie in Zukunft nicht mehr in der Lage sind, solche Produkte wettbewerbsfähig zu bepreisen. "Solvency II, Nullzinsen und die Notwendigkeit, die früheren Renditeversprechen einzulösen, stellt die Anbieter in Summe vor nie dagewesene Herausforderungen", fasst SLI-Geschäftsführer Stephen Acheson zusammen. (fp)