Weltweit reagieren Finanzdienstleister nur wiederwillig auf die eindringlichen Forderungen der Regulierungsbehörden, variable Vergütungen zu verringern. Dies zeigt der aktuelle "Global Financial Services Executive Compensation Snapshot Survey" der Consultuingsfirma Mercer, der Vergütungsinformationen von 71 Finanzdienstleistungsunternehmen in 20 Ländern analysiert, darunter 36 Banken. Immer 34 Prozent der Befragten planen eine Bonusreduzierung. Gleichzeitig beabsichtigen die Unternehmen, die Grundgehälter für Führungskräfte für das laufende Jahr um durchschnittlich 2,0 bis 2,7 Prozent zu erhöhen. Ein wichtiger Trend ist zudem, dass ethisch korrektes und damit risikominderndes Verhalten belohnt werden soll. 

Regional gesehen fällt die Erhöhung der Grundgehälter in Europa und in Nordamerika mit 2,3 und 2,4 Prozent am geringsten aus, asiatische und lateinamerikanische Unternehmen wollen dagegen im Schnitt 4,3 Prozent mehr zahlen, schreibt Mercer in einer Pressemitteilung.

Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch, dass eine Mehrheit von 61 Prozent der globalen Finanzdienstleister die derzeitigen Boni auf dem Niveau von 2015 halten will. Fünf Prozent haben sogar die Absicht, ihre variablen Gehälter anheben wollen. Sinkende Boni finden sich vor allem im Renten- und Börsenhandel, während die variable Vergütung mit 81 Prozent respektive 84 Prozent der Nennungen im Private-Equity- und im Retail-Banking weitgehend gleich bleibt.

"Der Trend zu höheren Grundgehältern und geringeren Boni wird von vielen Unternehmen kritisch gesehen", sagt Bernd Thomaszik, Vergütungsexperte bei Mercer. "Denn dies erschwert die Belohnung richtigen und die Bestrafung falschen Verhaltens.

Belohnung für sorgfältige Risikoauswahl
Auf die Frage, wie ihr Unternehmen eine verantwortungsvolle Risikokultur fördert, nannten 93 Prozent der Befragten die Bestrafung von Fehlverhalten. 89 Prozent betonten die Rolle des Risikomanagements beim Setzen der Performance-Erwartungen. Mit 88 Prozent fast ebenso häufig genannt wurde die Kursbestimmung durch das Top-Management, beispielsweise durch Verhalten in der Führungsspitze, Kommunikation oder deutlich spürbare Konsequenzen.

"Bei den Boni geht die Entwicklung derzeit in Richtung der Belohnung von gleichzeitig risikobewusstem wie ethisch und rechtlich korrektem Verhalten der Führungskräfte", sagt Thomaszik. "Vereinfacht gesagt heißt das, Boni werden nicht mehr nur nach erreichten Ergebniszielen gezahlt, sondern nach risikogewichtetem Geschäft bei korrekt eingehaltenen Prozessen." (jb)