Höhere Kapital- und Refinanzierungskosten, eine Regulierungsflut, steigende Fixkosten und schwächere Einnahmen werden das Investmentbanking in Zukunft tiefgreifend verändern. Das ist die zentrale Aussage einer jährlich erhobenen Studie von Morgan Stanley und der Managementberatung Oliver Wyman. Der zunehmende Renditedruck werde in den nächsten ein bis zwei Jahren die Spreu vom Weizen bei den global agierenden Großbanken trennen, heißt es. „Es ist wie beim Spiel 'Reise nach Jerusalem'“, sagte etwa Ted Moynihan von Oliver Wyman. Die Unternehmen müssten sich entscheiden, „wo sie komparative Vorteile haben, und dort investieren, um größer zu werden – oder aussteigen.“

„Es ist Zeit, sich zu entscheiden“

Die Studienautoren verordnen den Banken eine drastische Verschlankungskur und raten ihnen zum weiteren Abbau ihrer Überkapazitäten. Die Institute müssten zwischen zehn und zwölf Milliarden US-Dollar einsparen, die strukturellen Maßnahmen reichen von Kündigungen bis hin zu Lohnkürzungen. Nur Schrumpfen allein reiche jedoch nicht aus. „Für Investmentbanken ist es an der Zeit, sich zu entscheiden“, sagt Huw van Steenis, Analyst von Morgan Stanley, in der Onlineausgabe der „Financial Times“. Investmenthäuser stünden unter Druck, sie müssten sich spezialisieren. Bereiche, die nur unsicheren Erfolg versprechen, sollten jedenfalls fallengelassen werden.

Gute Aussichten für deutschen Branchenprimus

Die Experten von Morgan Stanley und Oliver Wyman halten eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von zwölf bis 14 Prozent in den kommenden zwei Jahren für möglich. Damit würden die Investmentbanken ihre gestiegenen Kapitalkosten wieder verdienen. Allerdings werde auch die Bandbreite zwischen den globalen Investmentbanken größer werden. Viele müssten sich im Laufe der Zeit auf regionale oder lokale Märkte beschränken, heißt es in der Studie. Gute Karten dürfte allen voran die Deutsche Bank haben, die Analysten trauen dem deutschen Branchenprimus eine Eigenkapitalrendite von mehr als 16 Prozent zu. Schweizer Großbanken liegen dabei am unteren Ende der Skala. (dw)