Missverständnisse, Vorurteile und Unsicherheit prägen das Verhältnis der Deutschen zur Aktienanlage. Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Börse Stuttgart, in der die Einstellung der Deutschen zur Aktie untersucht wurde. Dennoch, das Interesse an Aktien ist größer als die Zahl der 8,4 Millionen Aktionäre vermuten lässt, wie die Studienautoren in einer Pressemitteilung schreiben. Daher sei trotz viel Schatten auch Licht zu erkennen.

Besonders hartnäckig halten sich demnach die Vorurteile, dass die Aktienanlage gute bzw. ausgeprägte wirtschaftliche Kenntnisse voraussetzt, wie 74 Prozent der rund 2.000 repräsentativ ausgewählten Befragten ab 14 Jahren angaben. Auch ist die Meinung weit verbreitet, dass Aktien bei kleineren Anlagebeträgen nicht sinnvoll (55%) sowie unsicher und riskant sind (44%). Bedenklich stimme zudem, dass die Finanzkrise die Einstellung zur Aktie offenbar noch verschlechtert habe, obwohl die Ursachen für die Finanzkrise nicht in den Aktienmärkten zu finden sind.

Eine weitere Hürde für Aktien sei, dass diese bzw. Aktienfonds in privaten Gesprächen eine deutlich geringere Rolle als vor der Finanzkrise spielten. "Wenn sich die Menschen über Aktien nicht mehr unterhalten, verlieren wir einen nicht zu unterschätzenden Katalysator für die Aktienkultur", bringt Michael Völter, Vorsitzender des Vorstands der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse, die Sorge der Studienautoren zum Ausdruck. "Dieser ist jedoch wichtiger denn je, weil sich schon Banken und Sparkassen aufgrund der Regulierung aus der Aktienberatung zurückziehen."

45 Prozent würden schon in Aktien investieren
Die Studie förderte aber nicht nur Negatives zutage. So würden 45 Prozent der Befragten, wenn sie 10.000 Euro für 25 Jahren anlegen sollten, durchaus in Aktien oder Aktienfonds investieren. "Das liegt deutlich über dem tatsächlichen Anteil der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer in Deutschland von aktuell 13,1 Prozent", erläutert Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts. "Es ist also Potential für die Gewinnung von mehr Aktionären vorhanden, das erschlossen werden kann."

Um dieses Potential zu erschließen, sei eine intensive Aufklärungsarbeit über die Aktienanlage notwendig, ergänzt Michael Völter, "denn eine bessere Aktienkultur nimmt in den Köpfen der Anleger ihrenAnfang". Bortenlänger betont, dass künftig nicht nur die Marktteilnehmer gefordert sind: "Auch die Politik kann und muss Impulse für die Aktie setzen, damit die Deutschen Aktie und Kapitalmarkt für den Vermögensaufbau und die Sicherung des Lebensstandards im Alter stärker nutzen. Je länger die aktuelle Niedrigzinsphase dauert, desto wichtiger ist das." (jb)