Peter Aspburys berufliches Leben kreist um Anleihen außerhalb des Investment-Grade-Spektrums. Er war unter anderem für die Bank of New York und als leitender Analyst beim Londoner Asset Manager European Credit Management tätig gewesen, bis er 2010 zu J.P. Morgan Asset Management wechselte (AM). Als Lead-Manager im europäischen Hochzinsanleihen-Team ist er unter anderem hauptverantwortlich für den mehr als 600 Millionen Euro schweren Europe High Yield Bond Fund. FONDS professionell ONLINE hat im Rahmen der Austrian Asset Manager Conference mit dem studierten Historiker und Politikwissenschaftler gesprochen.

Herr Aspbury, Hochzinsanleihen sind im Februar stark unter Druck geraten. In Europa haben die Renditeaufschläge das höchste Niveau seit 2012 erreicht. Was sagt das über den Markt aus?

Peter Aspbury: Investoren reagieren heute viel stärker in Bezug auf globale Rezessionsrisiken. Dagegen sind auch europäische Hochzinsanleihen nicht immun. Meine Aufgabe als Fondsmanager ist es, mir zu überlegen, wie ich mich zum Beispiel im Fall einer konjunkturellen Abschwächung in China am besten positionieren kann. Der Markt an sich entwickelt sich gut und bietet nach dem Ausverkauf der letzten Wochen auch wieder günstige Einstiegschancen.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass Europa nicht wieder in eine Rezession rutscht? Die Maßnahmen der EZB zeugen doch auch von einer gewissen Machtlosigkeit im Kampf gegen Deflation.

Aspbury: Dass die EZB ihre Munition verschossen hat und eine Rezession unausweichlich ist, ist ein Extremrisiko. Das ist uns bewusst, auch wenn es aus unserer Sicht nicht wahrscheinlich ist. Ermutigend ist aber zu sehen, wie sich die Firmen seit der Finanzkrise verhalten haben. Die Schuldnermentalität im Hochzinsbereich ist heute eine andere, viele Unternehmen haben ihre Bilanzen in der Zwischenzeit in Ordnung gebracht und sind auch für den Eventualfall vorbereitet.

In den USA kommt angesichts der Straffung der Geldpolitik Angst vor einem "Austrocknen" der Märkte auf. Könnte mangelnde Liquidität auch in Europa zu einem ernsthaften Problem werden?

Aspbury: Hier sind zwei Punkte wichtig: Erstens wird es immer Emittenten geben, die sich fortlaufend refinanzieren müssen. Diese benötigen einen regelmäßigen Zugang zu den Kapitalmärkten – egal, ob das Umfeld gut ist oder nicht. In Europa sind wir außerdem optimistisch, dass die Renditen im Hochzinsbereich weiter gegen Null gehen werden. Und solange das so bleibt, werden Emittenten ihre Anleihen frühzeitig tilgen und neue Papiere begeben, um Finanzierungskosten zu senken.

Ein großer Teil der europäischen Staatsanleihen bringt schon länger praktisch keine Rendite mehr ein. Wie kommt es, dass Hochzinsanleihen nicht weit stärker nachgefragt werden?

Aspbury: High Yield hat ein Imageproblem. Das hat damit zu tun, dass sie in Massenmedien gerne als "Ramschanleihen" bezeichnet werden. Dieses Etikett missachtet aber die Tatsache, dass man über Renditeaufschläge auch für viele der Risiken entschädigt wird.

Die schlechtere Bonität dieser Emittenten impliziert aber doch auch eine gewisse Ausfallwahrscheinlichkeit, oder nicht?.

Aspbury: Natürlich. Dessen muss man sich absolut bewusst sein. Dabei wird aber immerzu vergessen, dass Aktien ein ähnlich hohes Risiko bergen. Ist ein Unternehmen pleite, ist die Aktie wertlos. Auch Staatsanleihen sind vor Ausfällen nicht gefeit, und selbst bei vermeintlich sicheren Bundesanleihen kann man – real betrachtet – viel Geld verlieren.

Warum sollte man Ihrer Meinung nach auf Hochzinsanleihen nicht verzichten?

Aspbury: Zum einen herrscht weltweit immer noch Anlagenotstand, und High Yield ist eine der wenigen Anlageklassen, die einen Ausweg versprechen. Die statistische Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls liegt außerdem gegenwärtig auf einem historisch niedrigen Niveau. Die generelle Kreditqualität ist also ziemlich gut. Und last but not least sind Hochzinsanleihen traditionell ein gutes Instrument zur Risikostreuung.

Auf welche Sektoren setzen Sie im Moment?

Aspbury: Die Autoindustrie. Der Absatz in Europa ist nach wie vor sehr stark. Die Bewertungen erreichen aber zum Teil recht hohe Niveaus. Der Volkswagen-Skandal und die Probleme um China haben die Papiere aber wieder attraktiver gemacht. Beide Ereignisse hatten jedoch kaum wirtschaftlichen Einfluss auf die großen Erstausrüster im Hochzinsbereich – Fiat, Peugeot und Landrover. Außerdem muss man wieder einen Blick auf Rohstoffe werfen. Ob man seinen Markt in den nächsten Monaten schlagen kann, wird zu einem wesentlichen Teil von der Einschätzung in Bezug auf diesen zyklischsten aller Sektoren abhängen.

Vielen Dank für das Gespräch. (dw)