Dass man für sein Erspartes keine Zinsen bekommt, sondern unterm Strich, also nach Inflationsabzug, sogar schrittweise Vermögen vernichtet, ist nicht die große Ausnahme, sondern langfristig betrachtet sogar der Normalzustand. Nicht nur in Deutschland, auch in der Eurozone werfen Bankeinlagen schon seit Jahren keine auskömmlichen Renditen mehr ab. Im kommenden Jahr könnten Sparer sogar noch deutlicher draufzahlen. Einzelne Banken verlangen in Deutschland und der Schweiz bereits Strafzinsen von ihren Kunden. Im Jahr 2016 könnte diese Praxis Schule machen, sagen Analysten.

Diese Aussicht mag erschreckend sein – das Phänomen der negativen Realzinsen ist allerdings nichts Neues, sagt Hubert Thaler vom Starnberger Vermögensverwalter TOP Vermögen. "Zinsen, die unterhalb der Inflationsrate liegen, gab es in der Vergangenheit in den Industrieländern bereits mehrfach." Zum Beispiel Ende der 1970er Jahre, als die Inflationsrate in Deutschland bis zu sieben Prozent erreichte (siehe Grafik).

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Quelle: Deutsche Bundesbank

Mittlerweile liegt die Inflation so niedrig, dass sie kaum noch messbar ist. "Weil auch die Zinsen in den großen Wirtschaftsräumen nahezu bei null liegen, kann Otto Normalsparer real keine positiven Erträge verbuchen", sagt Thaler. Viele halten trotzdem an ihren Bankeinlagen fest, statt auf die Kapitalmärkte auszuweichen. Das könnte sich als schwerer Fehler erweisen. "Allein ein Wiedererstarken des Ölpreises könnte für einen Inflationsschock sorgen", warnt der Vermögensverwalter. Darüber hinaus sinken die Arbeitslosenrate in den großen Volkswirtschaften. Und bei niedriger Arbeitslosigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitnehmervertreter hohe Lohnsteigerungen durchsetzen können.

Sachwerte als Rettungsanker
Für Sparer steht viel auf dem Spiel. In der Vergangenheit wurden hohe Inflationsraten durch ordentliche nominale Sparzinsen zumindest teilweise ausgeglichen. "Nun steht das Angesparte einem möglichen Inflationsschock völlig ungeschützt entgegen", so Thaler. "Denn die Notenbanken werden den Teufel tun und mit starken Zinssteigerungen die Nationalbanken reihenweise in die Insolvenz treiben." Den einzigen Schutz bieten nach Ansicht des Vermögensverwalters Sachwerte, zum Beispiel in Form von Aktien oder Immobilien. (fp)