Russlands Krieg gegen die Ukraine hält die Welt in Atem – und schickt die Börsen auf Talfahrt. Fiel die Reaktion an den Aktienmärkten zunächst noch moderat aus, bauten sich in den vergangenen Tagen herbe Kursverluste auf. Börsianer sprechen mittlerweile nicht mehr nur von einer Korrektur, sondern von einem veritablen Crash. Die enorme Unsicherheit, was die umfangreichen Sanktionen und Russlands Reaktion darauf für die Wirtschaft bedeuten, veranlasst viele Investoren dazu, das Risiko in ihren Portfolios zu reduzieren.

Doch was empfehlen Finanzberater ihren Privatkunden in dieser Situation? Um das zu erfahren, hat sich die Redaktion von FONDS professionell ONLINE bei ihren Lesern umgehört – und sie gebeten, eine von vier möglichen Antworten zu wählen. 472 Anlageberater, Vermögensverwalter und andere Finanzexperten aus Deutschland und Österreich nahmen an der Kurzumfrage teil.

Kursminus für neue Investments nutzen
Mehr als zwei von fünf Teilnehmern raten ihren Kunden demnach, die jüngsten Kursverluste zum Einstieg zu nutzen. Jeder dritte gibt zu Protokoll, Asset-Allokations-Entscheidungen überwiegend an die Manager vermögensverwaltender Fonds delegiert zu haben – ihre Kunden selbst müssten daher nichts unternehmen. Knapp 18 Prozent meinen, ihre Mandanten investierten überwiegend passiv und unabhängig von der aktuellen Lage an den Finanzmärkten – diese Anlagestrategie gelte es nun durchzuhalten. Nur acht Prozent empfehlen, die Depots angesichts der unabsehbaren Entwicklung der Krise risikoärmer aufzustellen (siehe Grafik).

Die Umfrage sollte bewusst kurz und knapp gehalten werden, die Zahl der möglichen Antworten war deshalb begrenzt. Deshalb meldete sich Klaus Gurniak bei der Redaktion. Der Finanzberater aus dem nordrhein-westfälischen Wegberg nahe Mönchengladbach vermisste die Antwortoption, dass die Kunden schon ausgestiegen waren, bevor der Kursrutsch Fahrt aufnahm. Gurniak arbeitet eigenen Angaben zufolge mit einem technischen Modell, dass schon vor Wochen "Alarm geschlagen" hatte, wie er es formuliert.

"Meine Philosophie: Was ich nicht verliere, muss ich auch nicht wieder aufholen", sagt Gurniak. Die Herausforderung für seine Kunden lautet also eher, den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg nicht zu verpassen, wenn sich die Lage in der Ukraine und an den Finanzmärkte – hoffentlich sehr bald – wieder beruhigt hat. (bm)