Versicherungsmakler würden das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) am liebsten wieder rückgängig machen. Seit Einführung des LVRG verschlechterte sich für einen Großteil der Makler sowohl die Vergütung (85%) als auch die Stornohaftung (78%). Das sind die beiden zentralen Ergebnisse einer Online-Befragung, die das Meinungsforschungsinstitut Yougov zur Jahresmitte im Auftrag der Maklermanagement.ag durchführte. Damit widerspricht diese Befragung einer im Mai veröffentlichte Studie des Berliner Institut für Transparenz (ITA), die zu einem anderen Resultat gekommen war.

Der Hintergrund für die aktuellen Angaben, die von 234 Makler stammten, sind die neuen Courtagevereinbarungen der meisten Versicherer: 64 Prozent der Unternehmen reduzierten als Reaktion auf den neuen Höchstzillmersatz von 25 Promille die Abschlussprovisionen zum Teil sehr deutlich, so Maklermanagement.ag: "Mehr als ein Drittel der Gesellschaften hat um zehn Promille und mehr gesenkt", sagte Jürgen Riemer, Vorstand der zur Basler Versicherung gehörenden Vertriebsservice-Gesellschaft. Und fügt an: "Die Umfrage belegt nicht, dass die reduzierten Abschlussvergütungen durch erhöhte Bestandscourtagen voll umfänglich kompensiert werden." Tatsächlich nahmen bislang lediglich 41 Prozent der Unternehmen Veränderungen bei den Bestandsprovisionen vor, und nur elf Prozent erhöhten diese um mehr als ein Prozent.

Akzeptanz für Änderungen der Courtagen
Dabei stießen die durch das LVRG angestoßenen Änderungen nicht auf breite Ablehnung unter den Maklern, wie die Gesellschaft in einer Pressemitteilung weiter schreibt. 74 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich grundsätzlich mit einer Erhöhung der Bestandsprovisionen bei gleichzeitig reduzierten Abschlussvergütungen arrangieren könnten. In der Herbstumfrage 2014 bevorzugten nur 54 Prozent der Makler dieses Vergütungsmodell.

In der aktuellen Befragung akzeptierte die Mehrheit von 62 Prozent der Makler flexible Wahlmöglichkeiten bei den Provisionsmodellen, dagegen nur 26 Prozent eine Haftungszeitverlängerung. Doch diese wurde noch eher hingenommen als eine Kürzung der Abschlussprovisionen bei unveränderter Bestandscourtage (8%).

Die Haftungszeiten hatte nach Auskunft der befragten Makler jede zweite Gesellschaft verlängert, die meisten davon um zwei bis fünf Jahre (28%). Zum Vergleich: Bei der Befragung im September 2014 erwarteten nur rund 26 Prozent der Makler, dass die Lebensversicherer die Abschlussprovisionen auf einen längeren Zeitraum strecken würden.

Auswirkungen des LVRG: Mehr Sachgeschäft
Mehr als jeder zweite Makler (58%) ging langfristig von sehr hohen bis mittleren Einkommenseinbußen durch die Veränderungen der Provisionsmodelle aus. Die Auswirkungen des LVRG zeigten sich darüber hinaus in einer Verschiebung der Beratungsschwerpunkte. Knapp zwei Drittel der Makler sahen sich langfristig gezwungen, ihre Beratung auf Nicht-Leben-Produkte umzustellen. Die große Mehrheit (90%) wollte langfristig auf Sachversicherungsprodukte umstellen.

Nach aktuellen Veränderungen in den Vertriebsaktivitäten gefragt, gaben 38 Prozent der Befragten an, biometrische Produkte derzeit häufiger anzubieten. "Das LVRG hat den seit einiger Zeit erkennbaren Trend, sich stärker auf die Vermittlung von biometrischen Produkten zu konzentrieren, beschleunigt", sagte Riemer. Demgegenüber wurden klassische Tarife mit Garantiezins seltener angeboten (50%), insbesondere von kleineren Maklerbüros. (jb)