"Private Equity agiert als sehr rationaler, professioneller Investor", sagt Holger Janssen, Leiter Global Shipping bei Unicredit in einem Interview mit Bloomberg News in Hamburg. "Das ist gut für die Disziplin der Branche." Die Containerschifffahrt kämpft schon das siebte Jahr mit Überkapazitäten, nachdem ein Boom bei den Auslieferungen neuer Schiffe mit der Finanzkrise zusammengefallen war, was die schlimmste Krise seit der Globalisierung des Containerverkehrs in den 1970er-Jahren verursacht hatte. Zu den Private-Equity-Firmen, die im deutschen Schiffsmarkt aktiv sind, zählen AMA Capital Partners, Blackstone, von JPMorgan gemanagte Fonds sowie Delos Shipping und Tennenbaum Capital Partners.

"Kein aggressives Portfoliowachstum, sondern ein Reinvestieren"
Belastet durch notleidende Kredite im Milliarden-Euro-Bereich hatten Schiffsfinanzierer wie Unicredit, Commerzbank und NordLB die Kreditvergabe an die Branche gedrosselt oder ganz eingestellt. Die Unternehmen mussten sich daher nach anderen Finanzierungsquellen umschauen. Unicredit hat ihr Schiffskreditbuch seit 2011 fast halbiert, auf unter fünf Milliarden Euro. Die italienische Bank habe zwar noch einige Restrukturierungen von Schiffskrediten vor sich, werde dieses Jahr aber wieder aktiver werden, so Janssen. "Es ist kein aggressives Portfoliowachstum, sondern ein Reinvestieren des durch Tilgung freigesetzten Kapitals von voraussichtlich einer Milliarde Euro", sagte er. Die einzelnen Kreditvolumina lägen typischerweise zwischen 20 und 100 Millionen Euro.

Private-Equity-Investments in Schiffsmarkt 2014 halbiert
Private-Equity-Firmen, die sich normalerweise für drei bis fünf Jahre engagieren, hätten ihre Lektion gelernt, nachdem die anhaltende Flaute in der Branche die Erwartungen schneller Gewinne durch eine zyklische Erholung enttäuscht hätten, so Janssen. Die Private-Equity-Investments in den Schiffsmarkt, darunter in Tanker und Schüttgutfrachter, aber auch in notleidende Kredite, verringerten sich im vergangenen Jahr um die Hälfte, schrieb das Fachmagazin Marine Money. Im Jahr 2013 hatten sie mit rund 7,2 Milliarden US-Dollar noch ein Hoch erreicht.

"Private Equity fokussiert sich mittlerweile darauf, in Partnerschaften mit etablierten Reedereien zu treten, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu finanzieren – und das ist auch der Weg, der erfolgsversprechend ist", sagte Janssen. "Wenn sich Eigenkapital einerseits und Industrie andererseits findet, dann wird man das gewöhnlich auch mit Leverage versehen, also Fremdkapital von Banken."

Die Erholung der Charterraten für Schiffe werde 2015 und darüber hinaus langsam verlaufen, da die weltweite Flottenkapazität schneller wachsen dürfte als die Nachfrage nach Containerschiffen, erklärte der Branchenprimus HSH Nordbank in einer Studie vom 18. Februar.

Andrew Hampson von Tufton Oceanic sagte im Januar, dass der Schiffsmarkt sehr attraktive Renditen für Private-Equity-Firmen biete, die langfristig investieren wollten. Seiner Aussage nach trugen Private-Equity-Firmen Anfang des Jahres 180 Milliarden Dollar zum Kapital für die weltweite Flotte und das Orderbuch bei – 15 Prozent der Gesamtsumme. Die Bankkredite beliefen sich auf 513 Milliarden Dollar, 44 Prozent der Gesamtsumme. Das Portfolio des Branchenführers HSH Nordbank sei etwa vier Mal so groß wie das von Unicredit, erklärte Janssen und fügte hinzu, die italienische Bank wolle ein Nischenspieler bleiben. (mb/Bloomberg)