Die Aussichten für Schwellenländer seien heute günstiger als in den vergangenen Jahren, sagt Uwe Wiesner, Portfoliomanager bei Hansen & Heinrich aus Berlin. Insbesondere China und der gesamte asiatische Raum dürften in den kommenden fünf Jahren eine deutlich höhere Gewichtung an der Weltwirtschaft erreichen. Anleger sollten daran teilhaben, rät der Vermögensverwalter. Das Halbjahresergebnis 2015 zeige für die Schwellenländer ein positives Bild. China führe gemeinsam mit Russland die Performancetabelle an, Märkte wie Indien, Thailand und Brasilien entwickelten sich zumindest besser als die US-Märkte (in Landeswährung). "Es scheint, als setzen sich wieder die positiven strukturellen Vorteile durch", urteilt Wiesner.

Der Experte bescheinigt einigen Emerging Markets gute Perspektiven. "Der asiatische Raum unter Führung von China ist weiterhin attraktiv", sagt er. Wirtschaftsorientierte Regierungen in China, Indonesien, Thailand und Indien unterstützten das allgemeine Wirtschaftsklima. Die dortigen bisher eher defensiven Notenbanken hätten auf Expansion umgeschaltet und befeuerten die Märkte durch Zinssenkungen. Trotz nachlassender Dynamik verbessere sich die Struktur des Wachstums. Die Region verfüge über eine junge, technikaffine und leistungsorientierte Bevölkerung. "Ziel dieser Bevölkerungsgruppe ist es, in die Mittelschicht aufzusteigen. Dazu sind die Menschen bereit, hart zu arbeiten. Ein gutes Umfeld für weiteres Wachstum", so Wiesner.

Lateinamerika könnte wieder aufsteigen
Die Schwellenländer in Südamerika seien in deutlich schlechterer Verfassung. "Brasilien versinkt im Korruptionssumpf", sagt der Vermögensverwalter. "Die Notenbank ist restriktiv, um weitere Kapitalabflüsse zu vermeiden. Bisher kein gutes Umfeld für längerfristige Investitionen in den Aktienmarkt." Allerdings gebe es erste Zeichen, dass in der zweiten Jahreshälfte der Tiefpunkt erreicht werde. Somit werde Lateinamerika, speziell Brasilien, zu einem Turnaround-Kandidaten. Osteuropa leide dagegen weiterhin unter der Ukrainekrise. "Insbesondere Russland bietet heute keine tragfähige, wirtschaftliche Basis" so Wiesner. "Die dortige Wirtschaft und die Märkte bleiben Spielball der Politik."

Globales Wachstums als Lackmustest
Über allen Schwellenländern schwebe als Damoklesschwert das weltweite Wirtschaftswachstum. "Ohne globales Wachstum wird es auch dort schwieriger, Wohlstand zu schaffen", warnt Wiesner. Das gelte sowohl für Exportnationen wie China als auch für rohstofforientierte Länder wie Brasilien. Privatanleger sollten in jedem Fall langfristig in Schwellenländern investieren. Nur so kämen die strukturellen Vorteile dieser Länder zum Tragen. "Schwellenländer als Beimischung bilden zugleich eine Wachstumschance und reduzieren in der richtigen Dosierung das Gesamtrisiko", sagt Wiesner. Anleger sollten über Indexfonds investieren, nicht in Einzelaktien, um Risiken zu reduzieren. Eine zusätzliche Chance böten Investitionen in Fremdwährungen. Währungen wie der chinesische Yuan wiesen fundamental bessere Daten auf als der Euro. (fp)