Eins gleich vorweg: Hektik ist nicht angebracht. Die konkreten Auswirkungen des Brexit für britische Versicherungsgesellschaften, die in Deutschland nur eine Niederlassung unterhalten, werden erst im Laufe der Austrittsverhandlungen mit der EU sichtbar werden.

Bis dahin werden Kunden der britischen Assekuranzen aber wohl kaum abwarten. Schon jetzt werden Makler häufiger mit Grundsatzfragen konfrontiert. Der Maklerpool Blau Direkt hat deshalb in seinem Blog konkrete Empfehlungen gegeben, was sie Bestands- und Neukunden raten sollten.

Für Sachversicherungung aus Großbritannien, etwa von Hiscox, oder Markel, sei die Sache nach wie vor relativ unkompliziert, so das Unternehmen aus Lübeck. Da die Verträge nur für ein Jahr laufen, können auch Neukunden beruhigt abschließen. Sollte sich die Entwicklung ändern, werde man unkompliziert und rechtzeitig wechseln können.

Die Makler sollten Blau Direkt zufolge aber dennoch darauf aufmerksam machen, dass es sich um einen britischen Versicherer handelt und für Standardrisiken eher Policen aus dem EU-Raum bevorzugen. Da jedoch gerade im britischen Sachbereich tendenziell Spezialbereiche unterwegs seien und hier oft unkonventionelle und passendere Konzepte angeboten werden, könnte ein voreiliger Verzicht auf entsprechende Lösungen Nachteile für Kunden haben.

Keine britischen Lebenspolicen
Von der Vermittlung neuer Lebensversicherungen rät der Pool dagegen ab. Zwar hätten solide Versicherer wie Standard Life angekündigt, Deutschland weiter als Kernmarkt anzusehen und gegebenenfalls in der EU eine Unternehmenstochter zu gründen. Doch solange es diesbezüglich bei Lippenbekenntnissen bleibe, dürften Makler aus Sicht von Blau Direkt keine andere Wahl haben, wenn sie Haftungsprobleme auf alle Fälle ausschließen möchten.

Allerdings muss man hier anmerken, dass der Fachanwalt Norman Wirth anderer Meinung ist: Seiner Ansicht nach gebe es keinen Grund, britische Policen nicht mehr zu vermitteln (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Ratschläge für Bestandskunden
Im Bereich Sachversicherungen sieht der Pool aktuell keinen Handlungsbedarf, da der Beitrag – wie oben schon ausgeführt – normalerweise nur ein Jahr im voraus bezahlt wird.

Bei Lebensversicherungen seien aktuell Entscheidungen in jedem Fall übereilt, so der Pool. In den nächsten drei bis sechs Monaten werde sich zeigen, welche britischen Versicherer sich aktiv um die Gründung einer EU-Tochter bemühen. Wo dies nicht sichtbar wird, sollten Kunden nicht weiter in die entsprechenden Policen investieren und die Verträge zumindest vorübergehend beitragsfrei stellen.

Komme ein realer Austrittstermin näher und seien Verhandlungsergebnisse der EU mit Großbritannien immer noch in der Schwebe, könne sogar eine Herauslösung von Fonds in eigene Depots und schlussendlich die Kündigung entsprechender Policen geboten sein. (jb)