Weckruf für Berater: Bundesbürger wollen Finanzwissen aufbessern
Um die Grundkenntnisse in Sachen Wirtschaft ist es hierzulande nicht zum Besten bestellt. Dabei würden die meisten Deutschen zu Themen wie Altersvorsorge oder Geldanlage sogar freiwillig "nachsitzen", wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Wieso die Deutschen mit Themen wie Geldanlage oder Zukunftsvorsorge auf Kriegsfuß stehen, ist vermeintlich leicht zu beantworten. Das liege am weit verbreiteten "ökonomischen Analphabetismus" hierzulande, klagen Experten immer wieder gerne (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Patrick Schroth). Doch die Bereitschaft, ihr Basiswissen aufzubessern, ist in der Bevölkerung viel größer als vermutet. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Finanzvermittlers AVL, an der 1.088 Menschen ab 14 Jahren teilnahmen.
Die erste Bestandsaufnahme ernüchtert: Tatsächlich gaben 44 Prozent an, sie hätten generell kein Interesse an Finanzen, also knapp die Hälfte der von der GfK befragten Menschen. Mit 87 Prozent besonders groß ist das Desinteresse demnach bei den 14- bis 19-jährigen.
Doch das ändert sich mit zunehmendem Alter grundlegend, wenn Aspekte wie beruflicher Aufstieg und Ziele wie die Familiengründung wichtiger werden. Schon bei den 20- bis 29-jährigen ist das Interesse, mehr über Finanzangelegenheiten zu erfahren, mit 57,3 Prozent aller Nennungen überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Im Alter zwischen 30 und 39 Jahren interessieren sich bereits knapp zwei von drei Befragten für die eigenen Finanzen.
Insgesamt gaben 55 Prozent der Umfrageteilnehmer an, sich für Finanzen zu interessieren. Übergreifende Themen wie Altersvorsorge (33,4%), Geldanlage (24,6%) und private Versicherungen (24,4%) sind die drei am häufigsten genannten Interessensgebiete. Die Forderung, bereits im Schulunterreicht regelmäßig mehr Bildungsangebote zu Finanzthemen zu machen, unterstützen immerhin 84 Prozent aller "Wissbegierigen".
Nach Prioritäten hinsichtlich einzelner Finanz-Aspekte befragt, rangieren diverse Förderungsmöglichkeiten – also Zulagen, Prämien und Steuervorteile – mit 62,1 Prozent aller Positiv-Nennungen weit oben. Größere Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es dabei nicht. Das gleiche trifft auf Renditechancen (48,8%) sowie den Aspekt "Kosten" zu (47%), womit beispielsweise Provisionen gemeint sind. Ein Ergebnis fällt besonders ins Auge: Was mögliche Anlagerisiken betrifft, die für 39,1 Prozent aller Befragten eine große Rolle spielen, sehen Männer laut der GfK-Umfrage für sich deutlich mehr Aufklärungsbedarf als Frauen. (ps)
Kommentare
Interesse ist kein Lernwille
AntwortenWer will, der kann! Es gibt schon länger einige wenige gute Angebote, sich Wissen zu verschaffen (und nicht nur meine).
Anette Weiß am 04.03.16 um 11:27Auch in den Schulen wird bereits fundiert und interessefrei Geldunterricht geleistet (www.geldlehrer.de)- noch viel zu wenig, aber ein Anfang.
In der Erwachsenenbildung ist aber nicht nur das zugegebenermassen schmale Angebot ein Engpass sondern auch das mangelnde Engagement der Bevölkerung: Wissen kann man doch nur aktiv erlangen!
"Interesse zu haben" heißt noch lange nicht, bereit zu sein, Geld für die Wissensvermittlung in die Hand zu nehmen, sich nachhaltig mit der Materie zu beschäftigen oder die eigene Einstellung zu Geldthemen zu hinterfragen.
"Interesse zu haben" erstreckt sich momentan in großen Teilen noch darauf, sich mit einzelnen Finanzprodukten auseinanderzusetzen oder sich über den perfekten Depotaufbau als Universallösung informieren zu wollen - es geht (meist) nicht darum, sich solides Wissensfundament incl. der finanzmathematischen und ökonomischen Zusammenhänge zu verschaffen.
Von dahinein kann ich diese Umfrage nicht bestätigen,ich sehe in der Praxis nur einen mässigen Anstieg in der "Bereitschaft, ihr Basiswissen aufzubessern."
Gruß
A. Weiß
Ausbildung Finanzwissen
AntwortenSeit 9 Monate biete ich in Xing zu unterschiedlichen Themen Finanzwissen in einem Workshop an. Leider kann ich die obigen Zahlen nicht bestätigen.
claudia.michelfelder@yahoo.com am 03.03.16 um 17:01C. Michelfelder
Ausbildung Finanzwissen
AntwortenAus der Praxis für die Praxis.
Frank L. Braun am 03.03.16 um 09:17Wird diese „individuelle Finanzfortbildung“ zur Erfüllung der jeweiligen Ziele & Wünsche von einem zertifizierten „Finanzplaner DIN ISO 22222“ transparent anhand der sechs Schritte, z.B. mit dem VERMÖGENSPASS aufgezeigt, sind sogar mehr als 2/3 der 30Plus-Generation gerne bereit diese Dienstleistung zu bezahlen, wenn es nicht in der Folge zu anderen Vergütungen kommen sollte, wie Joachim König in Internet berichtet. „Für Finanzplanung wird-gerne-Honorar-gezahlt“ bzw. in eBooks bei mwsbraun.de.
Ausbildung Finanzwissen
AntwortenIch würde es sehr begrüßen, wenn in der breiten Bevölkerung mehr Finanzwissen vorhanden wäre.
peter.witting@dz-privatbank.com am 02.03.16 um 14:31Die Frage ist nur: wer ist denn für die Vermittlung dieses Wissens zuständig? Die Finanzinstitute können es nicht sein - oder lerne ich beim Autoverkäufer auch das Auto fahren? Nein - die Vermittlung von Grundwissen gehört für mich bereits in die weiterführende Schulen !!
RE: Ausbildung Finanzwissen
AntwortenNatürlich gehört das bereits in die Schulen. Aber wir Finanzberater sollten auch selbst etwas dafür tun.
Frank Frommholz am 02.03.16 um 15:22Unter www.finanzkun.de haben sich engagierte Berater genau das zur Aufgabe gemacht.
Hoffentlich gibt es noch mehr derartiger initiativen.
RE: Ausbildung Finanzwissen
Antworten"natürlich gehört das in die Schulen"
Makler X am 02.03.16 um 15:30Dies ist ein ehrbarer Wunsch und sicher auch richtig. Nur, wer soll es denn lehren? So unterschiedlich die Meinungen sind was richtig und falsch in der Finanzberatung ist kann es nur im Chaos enden...
Vertreter, Makler, Verbraucherzentralen, Honorarberater - um nur vier zu nennen. Wer von denen soll denn das Lehrmaterial ausarbeiten? Unabhängig gibt es hier nicht!
Um das Beispiel von Herrn Witting zu nehmen - Auto fahren + Führerschein. Egal welches Auto ich später wo kaufe - die Verkehrsregeln stehen fest. Hier gibt es keine Lobby oder Interessensvertreter. Das kann man aber nicht auf die Finanzdienstleistungsbranche spiegeln...
Also - zwar gut gedacht, aber eben nicht zu ende... Sorry.
Lieben Gruß
RE: Ausbildung Finanzwissen
AntwortenDie Initiative: EuropasGeldlehrer.de greift dieses Thema an. Ich unterrichte wöchentlich am Gymnasium im freiwilligen Kurs für praxisorintiertes Finanzrechen Schülerinnen und Schüler. Thmen sind: Ansparpläne, Inflation, Kredite, und die eigene Altersvorsorge selber errechen.
Geldlehrer am 03.03.16 um 08:16Diese Idee stammt von Dr. Bernd W. Klöckner.