Der Co-Chef des neuen Fonds- und Versicherungsriesen Standard Life Aberdeen, Martin Gilbert, räumt in einem Interview ein, dass im Zuge der Integration der beiden schottischen Häuser auch mit personellen Einschnitten zu rechnen sei. "Es kommt zu Überlappungen und Stellenstreichungen", sagte der bisherige Aberdeen-Chef dem britischen Branchendienst "Financial News". Der Großteil des Jobabbaus werde jedoch durch die übliche Fluktuation zu bewältigen sein. Gilbert wird mit Standard-Life-Chef Keith Skeoch den neuen Konzern gemeinsam lenken.

Analysten gehen davon aus, dass in den Abteilungen IT-, Backoffice und auch im Vertrieb nach dem Zusammenschluss massiv Jobs eingespart werden könnten. Die Schätzungen für einen Stellenabbau reichen bis zu 1.000 von derzeit rund 9.000 Mitarbeitern. Gilbert hob jedoch auch hervor, dass sich die neuen Partner trotz Überlappungen in Verwaltung und Vertrieb bestens ergänzen würden. Der Deal sei für beide Häuser "eine gute Option" gewesen. "Ich bin sicher, dass die Fusion gelingt", sagte Gilbert. "Sie muss".

Mit dem Schulterschluss soll einer der größten Fondsanbieter Europas entstehen. Zusammen verwalten die Häuser ein Vermögen von rund 660 Milliarden britischen Pfund (rund 760 Milliarden Euro). Dieses Gewicht soll dem neuen Konzern die nötige Schlagkraft verleihen, um im härter werdenden Konkurrenzkampf zu bestehen.

"Uns wurde nichts aufgezwungen"
Co-Chef Skeoch ergänzte in einem parallel geführten Interview: "Die Fusion wurde uns nicht aufgezwungen. Wir haben uns dazu entschieden." Zudem zeigte er sich optimistisch, dass die Zusammenarbeit in der Doppelspitze mit Gilbert gut funktionieren werde. "Wenn man jemanden hat, mit dem man die Last der Verantwortung teilen kann und dessen Ideen und Entscheidungen man schätzt, ist das eine gute Sache", sagte Skeoch "Financial News".

Die beiden Schotten kennen sich seit Jahren und gehen regelmäßig zusammen Lachs fischen. Allerdings hatte die Installation einer Doppelspitze unter Branchenbeobachtern und Eigentümern der Häuser zunächst Irritation erregt. Denn Co-Chef-Strukturen funktionieren nur selten auf Dauer. Auch bei den frisch fusionierten Häusern Janus Henderson sollen die beiden bisherigen Chefs Dick Weil und Andrew Formica die Integration zusammen lenken. (ert)