Der britische Asset Manager Abrdn strukturiert seinen Multi-Asset-Bereich um und strafft das Fondsangebot. Nach einer "umfassenden Überprüfung" sei der Geschäftsbereich Multi-Asset Investment Solutions verschlankt worden, teilt das Investmenthaus mit. Der Fondsanbieter wolle sich auf eine "überzeugende Palette von Multi-Asset-Angeboten für eine klar umrissene Gruppe von institutionellen und privaten Anlegern" konzentrieren.

Zum Umbau gehört auch, dass Russell Barlow ab sofort als Head of Multi-Asset and Alternative Investment Solutions agiert. Bislang hatte er diese Rolle interimistisch ausgefüllt. Er folgt auf Aymeric Forest, der 2019 an Bord kam und das Haus im Februar dieses Jahres wieder verlassen hatte.

Ziel sind "starke Performanceergebnisse über eine relevantere Produktpalette"
"Die neue Struktur vereinfacht unsere Prozesse und ermöglicht einen besseren Vergleich von Anlagemöglichkeiten über verschiedene Assetklassen hinweg, anstatt sich auf das Research innerhalb einzelner Anlageklassen und Produkte zu konzentrieren", erläutert Barlow laut Pressemeldung den Umbau. "Ich bin zuversichtlich, dass dieser Ansatz den Bedürfnissen unserer Kunden am besten gerecht wird, indem er starke Performanceergebnisse über eine relevantere Produktpalette liefert."

Der "strategischen Überprüfung" fallen auch einige Investmentprodukte zum Opfer: "Unsere Untersuchung hat dazu geführt, dass eine kleine Anzahl unserer Fonds geschlossen oder fusioniert wird", so Barlow. Prominentestes Beispiel ist der Abrdn SICAV II – Global Absolute Return Strategies Fund, besser bekannt unter seiner Abkürzung GARS. Dieser Fonds, der aktuell gut 610 Millionen Euro verwaltet, soll auf den rund 220 Millionen Euro schweren Abrdn SICAV I – Diversified Growth verschmolzen werden.

Einst erstaunlich erfolgreich, hinkt die Strategie seit Jahren hinterher
Damit endet eine zeitweise durchaus beachtliche Erfolgsgeschichte. Standard Life Investments (SLI) hatte den GARS-Ansatz einst entwickelt, um die konzerneigenen Pensionsgelder zu verwalten. 2006 kam ein entsprechender Publikumsfonds in Großbritannien auf den Markt, seit Anfang 2011 stand die Strategie als SICAV-Variante auch Anlegern in Deutschland und Österreich zur Verfügung. Die guten Anlageergebnisse sorgten für eine enorme Nachfrage. 2014 verwaltete der damalige Manager Guy Stern mit seiner Strategie in Summe sage und schreibe 45 Milliarden Euro. Im Interview mit FONDS professionell umschrieb er das Anlageziel seinerzeit mit der Formel "Cash plus fünf Prozent": "Wir versuchen, über einen rollierenden Zeitraum von drei Jahren eine Performance zu erzielen, die um fünf Prozentpunkte höher liegt als die Rendite des Euribor-Zinssatzes."

Doch so richtig aufgehen wollte Sterns Ansatz in den Folgejahren nicht mehr, 2019 verabschiedete er sich in den Ruhestand. Abrdn versuchte nach der Fusion mit SLI mit mehreren Managerwechseln, den Fonds wieder auf die Erfolgsspur zu bringen – vergeblich. Insbesondere seit rund zweieinhalb Jahren weist der Chart recht kontinuierlich nach unten. Im ersten Halbjahr 2023 gehörte der Fonds zu den schlechtesten fünf Prozent seiner Morningstar-Vergleichsgruppe.

Der neue Fonds investiert auch in Infrastruktur und Lizenzrechte
Dass viele Anleger ihr Geld abzogen, verwundert da nicht – und macht den Entschluss, den Fonds auf einen anderen zu verschmelzen, nachvollziehbar. "Diese Entscheidung spiegelt unsere Einschätzung der Kundennachfrage wider", formuliert es der neue Multi-Asset-Chef Barlow. Die Diversified-Asset-Fonds dagegen betrachte man "angesichts der guten Performance über einen längeren Zeitraum sowie ihres diversifizierten Anlageuniversums inklusive zum Beispiel börsennotierter Infrastruktur und Lizenzrechten im Musik- und Gesundheitsbereich als Schlüssel für die Entwicklung unseres Multi-Asset-Geschäfts". (bm)