Die Deutsche Bank plant offenbar, einen großen Teil ihres Wertpapierhandels aus London abzuziehen und von Frankfurt aus zu steuern, falls es zum erwarteten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union kommt. Dies berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Nach Informationen der Zeitung sollen mehrere hundert Händler, die für die Betreuung der knapp 20.000 institutionellen Anlagekunden zuständig sind, die britische Hauptstadt verlassen. Hinzu kämen weitere Hunderte Mitarbeiter, die in nachgelagerten Abteilungen wie Risk Management und Controlling tätig sind.

Vor allem die kontinentaleuropäischen Firmenkunden sollen künftig vom Festland aus betreut werden, schreibt die FAZ und bezieht sich dabei auf Informationen aus Finanzkreisen. Am Stammsitz der Deutschen Bank in Frankfurt solle ein Buchungszentrum entstehen, im dem die Geschäfte dieser Kunden bearbeitet und abgewickelt werden. Die Bank habe sich zu den Informationen nicht äußern wollen, berichtet die FAZ. Über die Pläne sei offenbar auch noch nicht endgültig entschieden worden.

Verlagerung auch in andere Städte Europas
Unklar sei zudem, wie stark der Finanzplatz Frankfurt von dem Abzug aus London profitieren würde. Die Deutsche Bank wolle voraussichtlich nicht alle Firmenkundenbetreuer von der Themse an den Main holen. Vielmehr sollten Mitarbeiter offenbar in den Ländern arbeiten, in denen ihre Kunden ansässig sind. Die Verlagerung des Wertpapierhandels könnte sich demnach auf mehrere europäische Städte verteilen. In Deutschland sei Berlin vor allem als Sitz für an das Wertpapiergeschäft angrenzende Abteilungen im Gespräch.

Vor kurzem hatten verschiedene internationale Geldhäuser bekanntgegeben, sie wollten ihr Europageschäft im Falle eines Brexits von Frankfurt aus steuern, darunter die japanischen Großbanken Nomura, Sumitomo Mitsui und Daiwa. (am)