Der frühere Deutsche-Bank-Frontmann Josef Ackermann und Finanzminister Wolfgang Schäuble haben sich in ein Wortgefecht um Bonus-Zahlungen verstrickt. Das Aufsichtsratsgremium des größten deutschen Geldinstituts hatte angesichts der zahlreichen Skandale und Verfehlungen in dem Haus die Boni früherer Führungskräfte eingefroren, darunter auch die von Ackermann (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Der will jedoch seine Ansprüche nicht kampflos aufgeben. Seine Erklärung: Er könne gar nicht öffentlich auf die Boni verzichten – aus Rücksicht auf seine amtierenden Vorstandskollegen. Zwar sei er auf die Millionen nicht angewiesen. Doch wenn er verzichte, würde das andere Deutsche-Bank-Spitzenmanager ungerechtfertigterweise unter Druck setzen, sagte Ackermann auf dem Wirtschaftsgipfel der "Süddeutschen Zeitung."

Diese Begründung hielt Schäuble, der seit der Finanzkrise gegen übertriebene Boni kämpft, augenscheinlich für wenig stichhaltig. Ackermanns Argumentation sei wohl eher etwas für Fastnacht oder Karneval, stichelte der Finanzminister auf einer Konferenz der Deutschen Presse-Agentur. "Leider ist das kein Witz, sondern es ist zum..."

Frage des Anstands verkommt zur Posse
Diese Attacke versetzte wiederum den ansonsten beherrschten Ackermann in Rage. Über einen Sprecher ließ er verbreiten: "Herr Schäuble findet es offenbar gut, Kollegen oder ehemalige Kollegen öffentlich bloßzustellen. Ich habe ein anderes Verständnis von Anstand." So verfangen sich die beiden in der Frage des Anstands in einer Posse.

Derweil feilen Schäubles Ministerium und die Finanzaufsicht Bafin an einem neuen Gesetz. Dieses soll von 2017 an erlauben, zugesagte Prämien zu stoppen oder gar ausbezahlte Boni zurückzufordern. Bislang war dies in Deutschland nur bei Pflichtverletzungen als Schadenersatz möglich. Die Deutsche Bank hat seit 2013 Boni von mehr als 8,3 Milliarden Euro gezahlt. Davon wurde weniger als ein halbes Prozent einbehalten. (ert)