Die Besicherung von Krediten ist, vor allem in wirtschaftlich prekären Zeiten, ein Balanceakt. Banken sollten Unternehmen dann nach Möglichkeit unter die Arme greifen, bekommen aber Probleme, wenn in großem Stil Kredite ausfallen. Die Deutsche Bank hat nun sichergestellt, dass im Ernstfall zumindest genug zu essen da ist: Das Geldhaus gewährte dem italienischen Unternehmen Ambrosi einen Kredit über 27,5 Millionen Euro – und akzeptierte als Sicherheit 125.000 Laibe Parmesan und Grana Padano. Wie das "Handelsblatt" berichtet, will die Firma mit dem frischen Geld eine neue Reifeanlage für die Käseproduktion bauen.

Das Geschäft klingt kurios, aber ein Käselaib ist nach Schätzung der Bank immerhin 550 bis 740 Euro wert. Und Käse-Besicherung ist in Italien zudem nichts völlig Neues. "Wenn in Rom, mach’s wie die Römer", mag man sich also bei der Deutschen Bank gedacht haben. "Als größte Auslandsbank in Italien haben wir ein enges Verhältnis zu vielen exportstarken mittelständischen Unternehmen in dem Land. Gerade während der aktuellen Coronakrise wollen wir unseren Kunden helfen, ihr Geschäft zu sichern und auszubauen", so ein Sprecher des Instituts gegenüber dem "Handelsblatt". Eine Finanzierung müsse dem Kunden helfen – "und dafür akzeptieren wir auch Parmesan als Sicherheit".

Das Fort Knox des Parmesans
Bei der Credito Emiliano, kurz Credem, heißt es bereits seit dem Jahr 1953: alles Käse. Die Regionalbank unterhält in der Emilia-Romagna in Norditalien das Fort Knox des Parmesans – zwei Hallen, in denen das Institut in großen Mengen Parmesan aufbewahrt, den sie als Sicherheit für ihre Kredite an Parmesan-Hersteller bekommt. Während der Lagerung reift der Käse weiter, die Lagerarbeiter müssen also Temperatur und Luftfeuchtigkeit sorgfältig im Blick behalten. Ein Alarmsystem und Infrarotkameras schützen die kostbaren Laibe vor Dieben.

Der Gesamtwert des gelagerten Käses habe bei der Produktion schätzungsweise zwischen 120 und 130 Millionen Euro gelegen, erklärt Credem-Direktor Roberto Frignani gegenüber dem Portal "Euronews". "Wenn er verkauft wird, hat all dieser Käse, abhängig vom Kurs, vermutlich einen Wert von 250 Millionen Euro." So weit wie Credem geht die Deutsche Bank nicht: Sie übernimmt für Ambrosi nicht auch noch die Reifung des Parmesans. Der Käse liegt in einem Lagerhaus, das dem Hersteller selbst gehört. (fp)