Investments sollen nicht nur eine stattliche Rendite abwerfen, sondern auch bestimmte ethische Standards erfüllen – so jedenfalls sehen das immer mehr Menschen. Nachhaltige Geldanlage gerät somit auch bei den großen Fondsgesellschaften auf die Tagesordnung. Jacqueline Hunt verantwortet als Allianz-Vorstand die strategische Ausrichtung von Pimco und Allianz Global Investors. Im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE erläutert sie, auf welche Kriterien die beiden Fondstöchter des Versicherungsriesen achten.


Frau Hunt, Sie müssen sich im Vorstand der Allianz mit strategischen Fragen wie der Digitalisierung oder dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Wie gehen Sie das Thema der verantwortungsbewussten Geldanlage an?

Jackie Hunt: Die Allianz-Gruppe hat eine klare Haltung. Wir tragen eine Verantwortung dafür, wie wir in der Gesellschaft agieren. Es gibt bestimmte Dinge, die wir versichern und in die wir investieren. Von anderen halten wir uns fern. Das Thema der ökologisch, ethisch und sozial verantwortungsbewussten Geldanlage reifte über die vergangenen Jahre.

Wie sieht dieser Reife-Prozess aus?

Hunt: Es begann mit Ausschlüssen, etwa von kontroversen Waffen oder der Energiegewinnung durch Kohle. Nun hantiert die Branche meist nicht mehr mit einer langen Liste an Ausschlüssen. Stattdessen kristallisierte sich ein Engagement bei den Unternehmen als die effektivste Herangehensweise heraus. Wir reden mit den Firmen und bieten unsere Unterstützung auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Wirtschaften an. Ein Beispiel: Wenn etwa ein Energiekonzern ein problematisches Kohlekraftwerk betreibt, aber der Rest des Unternehmens sich in die richtige Richtung bewegt, wäre es ein Fehler, diese Firma gänzlich auszuschließen.


Wie die Allianz-Vorständin Jackie Hunt den Vertrieb ausbauen will, was sie von der Konkurrenz durch börsengehandelte Indexfonds (ETFs) hält und warum sie die beiden Marken Allianz Global Investors und Pimco nicht zusammenlegen würde, lesen Sie FONDS professionell 2/2019 ab Seite 292. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.


Das kommt bei Ihren Kunden gut an?

Hunt: Ja, das Feld wächst rasant. Wir bieten zahlreiche Fonds an, die entsprechende Kriterien erfüllen. Vor drei Jahren war ich noch der Auffassung, dass es sich bei Nachhaltigkeit um ein rein europäisches Phänomen handelt. In den USA und Asien war das kein Thema. Das hat sich deutlich geändert. In Amerika kommt es immer öfter auf, ebenso in Asien. Womit die Finanzindustrie derzeit jedoch ringt, ist eine einheitliche Definition. Wir wollen nicht mit einer bürokratischen Antwort der Regulierer auf diese schwierige Frage bedacht werden. Aber es muss jemand definieren, was wirklich hinter Begriffen wie SRI, ESG oder Green Bonds steht. Denn insbesondere den Retail-Kunden sollte klar sein, ob sie auch wirklich das kaufen, was sich wollen.

Wer sollte die Definition setzen?

Hunt: Ich fürchte, es kommt zu einer nationalen Fragmentierung. Nach der Finanzkrise haben wir uns weltweit auf einen einheitlichen Regelkatalog geeinigt. Wie jeder Unternehmer möchte ich Sicherheit. Ich möchte wissen, nach welchen Regeln wir alle spielen. Wenn in Europa andere Vorgaben gelten als in den USA oder in Asien, werde ich nervös. Von Land zu Land verschiedene Vorschriften lassen sich nur schwierig handhaben – das mündet in höheren Kosten. Ich würde bevorzugen, wenn eine Organisation wie die Vereinten Nationen eine einheitliche Definition entwickelt. Sie entwarf ja schon den Nachhaltigkeitskodex, den auch wir unterzeichneten.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)