Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz, hat bei einem konzerninternen Auftritt scharf in mehrere Richtungen geschossen: gegen die eigenen Mitarbeiter, die veraltete IT und das US-Justizministerium. Das berichtet das Magazin "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf ein Video des Auftritts, der bereits im Mai stattfand. Darin liefert Bäte eine Wutrede. Gleich mehrfach fällt dabei das Wort "Crap", zurückhaltend ins Deutsche übersetzt: Mist.

Zielscheiben der Schimpftirade sind auch das US-Justizministerium und die US-Börsenaufsicht SEC, welche die Allianz wegen Betrugs einiger Fondsmanager zu einer Strafe in Milliarden-Höhe verdonnert hatten. "Ich sage das mit allem Respekt für das Ministerium und die SEC: Wären wir ein amerikanischer Konzern, wären die Dinge vielleicht ein bisschen anders gelaufen", so Bäte. Ein Sprecher ruderte im Nachgang zurück und versicherte gegenüber der "Wirtschaftswoche", die Allianz stehe "voll und ganz zu den Feststellungen des US-Justizministeriums". Weitere Inhalte wollte er mit Verweis auf den "etablierten internen Austausch zwischen unseren Führungskräften und Mitarbeitern in einem offenen, vertrauensvollen Rahmen" nicht kommentieren: "Es liegt in der Natur der Sache, dass einzelne Zitate ohne übergreifenden Kontext missverständlich sein können."

Viel Kritik am eigenen Unternehmen 
Bäte leitet die Allianz bereits seit sieben Jahren. Sich selbst nimmt er von der Kritik aber offenbar aus. Stattdessen bemängelt er in seiner Rede hauptsächlich die IT-Struktur des Unternehmens. Bäte sagt, die Integration neuer Systeme in die alte Struktur sei "extrem kostspielig". Sein Fazit: "Ich denke, wir hatten in den vergangenen acht bis zehn Jahren wirklich eine falsche IT-Strategie." Der Konzern habe fälschlicherweise versucht, "allumfassende Systeme" zu bauen.

Auch an seinen Mitarbeitern hat Bäte einiges auszusetzen: "Jeder will seinen alten Crap in die neuen Systeme übertragen." Zudem beklagt er, dass Kundenkritik an der Komplexität der Allianz mit "Bullshit-Antworten" abgetan würde. Die Allianz müsse mehr "Manager einstellen und befördern, die gut darin sind, Dinge zu erledigen, anstatt darüber zu reden". Als Teilnehmer des Meetings anonym Fragen stellen wollen, sagt der Konzernchef: "Ich beantworte keine anonymen Fragen. Wer zu feige ist, zu sagen, wer er ist, sollte keine Fragen stellen." (fp)