Der Vorstandschef des Versicherers Allianz, Oliver Bäte, will das Asset-Management-Geschäft des Konzerns durch ein stärkeres Vordringen in den Bereich der alternativen Anlagen stärken. Große Chancen sieht der Chef des größten deutschen Versicherers im derzeit arg gebeutelten Immobiliensektor, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Bloomberg".

"Der aktuelle Abschwung am Immobilienmarkt ist eine Chance für unsere Fonds", erklärte Bäte. Vielerorts sinken die Preise wegen der stark gestiegenen Zinsen. Alternative Strategien böten den Vorteil, dass es dort weniger Schwankungen gebe. Zudem winke eine höhere Marge. "Über den Zyklus gerechnet sind alternative Angebote für einen Asset Manager viel attraktiver", sagte er.

Bald wieder billig kaufen
Die Allianz sichert sich mit dem Asset Management, das aus dem kalifornischen Bondriesen Pimco und Allianz Global Investors (AGI) besteht, neben dem Versicherungsgeschäft eine relativ stabile Ertragsquelle. Ende März verwaltete der Konzern fast 1,7 Billionen Euro an Geldern externer Kunden. Der Kollaps einiger von AGI angebotener Hedgefonds führte unlängst allerdings auch zu Milliarden-Belastungen. Das US-Geschäft musste AGI abgeben. Zudem litt Pimco im vergangenen Jahr unter Abflüssen infolge des globalen Ausverkaufs bei Anleihen.

Bäte zufolge werden derzeit viele alternative Assets verkauft, unter anderem Immobilien. In den USA geschehe dies in einigen Ecken des Marktes schon in Panik. Das sei typischerweise ein Zeichen dafür, dass man bald wieder billig kaufen könne. Besonders den Markt für Gewerbeimmobilien hält der Allianz-Chef für überverkauft. "Es gibt natürlich sehr alte, nicht besonders gut bewirtschaftete Immobilien, die auch dauerhaft ein Problem haben werden", sagte Bäte.

"Totaler Unsinn"
"Aber auch bei AAA-Immobilien in Top-Lagen schauen die Leute kritischer hin, und das ist totaler Unsinn." Wann der Boden bei den Preisen erreicht sei, lasse sich im Moment noch nicht sagen. Die Schnäppchenjagd gehe allerdings bereits los. "Es gibt Firmen, auch in Deutschland, die sehr viel Stress haben, weil sie sehr hohe Fremdkapital-Belastungen haben, und dort findet man schon heute die ein oder andere Chance", erklärte der Manager.

Mit Blick auf die Kundengelder bei Pimco, einem traditionell vor allem in Anleihen investierten Fondsmanager, verbreitete Bäte vorsichtigen Optimismus. "Die Pimco-Flows haben sich stabilisiert, wackeln aber noch", sagte er. "Wir sind jetzt noch nicht in einer Phase hoher Zuwächse angekommen. Das wird noch dauern." Bond-Investments leiden derzeit unter schnell steigenden Zinsen. "Der Markt hat ja immer zu früh gesagt, das hört jetzt auf mit den Zinssteigerungen, und dann ist es doch überraschend weitergegangen", sagte Bäte.

Keine Notwendigkeit für Umbau
Er bezeichnete es zudem als erstaunlich, dass die generelle Annahme sei, dass die Mittelzuflüsse bei Anleihen mit einem Zinshoch zurückkommen müssten. "Es ist aber die Frage, wie viel geht in passive Angebote, und was geht in aktive Strategien rein", sagte der Konzernlenker. "Wir müssen zusehen, dass wir attraktiv bleiben."

Bäte signalisierte, dass er voll und ganz hinter AGI steht, trotz des Debakels mit den Hedgefonds in den USA. Wegen des Vorfalls hätten offenbar einige bei der Allianz die Notwendigkeit gesehen, die Tochter umzukrempeln. Das Telefon habe sehr häufig geklingelt. "Doch es gibt keine Notwendigkeit", so der Unternehmenschef. "Die haben alle vergessen, wie widerstandsfähig sowohl das Kundenfranchise als auch die Profitabilität der AGI ist."

Keine Übernahmeziele gesehen
Auch halte er AGI nicht für einen zu kleinen Anbieter. "Dass man nicht unter einer Billion Euro Assets bestehen kann, ist absoluter Unsinn. Es kommt nur darauf an, dass man eine starke Profitabilitätsstruktur hat", sagte der Manager. Auf der Versicherungsseite nahm er Spekulationen auf größere Übernahmen ebenfalls den Wind aus den Segeln. "Größere M&A-Transaktionen sind seltener erfolgreich. Und es müssten sich auch größere, interessante Übernahmeziele bieten. Ich habe keine gesehen", sagte Bäte. (Bloomberg/ert)