Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) rüstet sich für einen ungeordneten Austritt Großbritannien aus der Europäischen Union. Dies sagte Konzernchef Andreas Utermann dem Branchendienst "Financial News" zufolge. "Der Brexit entpuppt sich als völliges Desaster", so Utermann. "Der Countdown hat begonnen. Wir können unser Geschäft nicht mehr so betreiben, als würde eine Einigung zustande kommen."

Die Briten hatten 2016 für den Austritt aus der EU gestimmt. Die Verhandlungen zwischen dem Königreich und der Staatengemeinschaft verlaufen jedoch schleppend. Bis März 2019 müssen London und Brüssel allerdings eine Einigung erzielen, ansonsten droht ein ungeordneter Austritt. Dann würde der Inselstaat strikt als Nicht-EU-Mitglied gelten und Beschränkungen im Waren- und Dienstleistungsverkehr sowie bei der Freizügigkeit der Arbeitnehmer in Kraft treten.

Brexit treibt die Kosten hoch
Dies würde auch die Fondsbranche hart treffen. Viele Asset Manager erhöhten zuletzt angesichts der stockenden Verhandlungen den Druck auf die Politik, endlich eine Lösung zu finden. Zudem bauen immer mehr britische und US-Häuser eine gesonderte Fondspalette in Staaten wie Luxemburg oder Irland auf.

Doch auch kontinentaleuropäische Anbieter  wie Allianz GI, die mit großen Niederlassungen in London vertreten sind, fürchten Nachteile durch den Brexit. Die Vorbereitungen für den Fall eines chaotischen Austritts würden die Kosten zusätzlich in die Höhe treiben – neben den ohnehin schon höheren Ausgaben für die striktere Regulierung. Und Utermann treibt noch eine andere Sorge um: "In unserer Industrie geht es darum, die besten Talente zu gewinnen. Ich fürchte, wir können künftig nicht mehr die besten Köpfe anwerben."

Die Fondstochter des Münchner Versicherers Allianz betreibt ihr Ausbildungsprogramm für Nachwuchskräfte von London aus. Jahr für Jahr gewinnt der Asset Manager etwa 25 Hochschulabsolventen für sich – bislang aus ganz Europa. Utermann sieht jedoch durch den Brexit die kulturelle Vielfalt in seinem Haus bedroht. (ert)