Fondsmanagern, die in Diensten von Allianz Global Investors (AGI) stehen und mit ihrer Performance der Benchmark hinterherhinken, macht ihr Arbeitgeber Beine: Führungskräfte kommen persönlich vorbei und verpassen den "fußlahmen" Fondsverantwortlichen ein Paar Sneakers. Denn damit läuft es sich bekanntlich besser.

Dahinter steckt eine Marketing- und Marken-Initiative, berichtet Bloomberg. AGI-Manager besuchen die 14 Büros des Unternehmens weltweit und verteilen weiße Laufschuhe. Damit will die Allianz-Tochter ihre Rolle als aktiver Vermögensverwalter unterstreichen in einer Zeit, in der nur wenige Anleger glauben, dass Stock Picker die zusätzlichen Gebühren gegenüber kostengünstigen Indexfonds tatsächlich  wert sind.

Änderung der Gebührenstruktur
AGI ist derart zuversichtlich, dass ihre Portfolios zusätzlichen Wert bieten, dass das Unternehmen kürzlich die Managementgebühr für einige Fonds gesenkt und stattdessen eine Performancegebühr vom Stapel gelassen hat, die nur dann anfällt, wenn der Fonds seine Benchmark schlägt.

"Sneakers sind nur ein Teil dieses Marken-Relaunchs", sagt Andreas Utermann, Vorstandschef von AGI. "Es ist nicht nur der Investmentprozess, der aktiv ist, sondern die gesamten geistigen Werte des Unternehmens und die Art und Weise, wie wir beraten  hoffentlich ein wenig mehr antizyklisch als in der Vergangenheit."

Eine Benchmark zu schlagen ist nach Gebühren extrem schwer
Aktive Manager haben im Allgemeinen gegenüber passiven Index-Trackern – insbesondere bei Aktien – Marktanteile verloren, weil sie den Beweis häufig schuldig blieben, dass sie den Markt nach Abzug von Gebühren schlagen können, erinnert Bloomberg. Bei AGI entwickelten sich laut dem Nachrichtendienst 70 Prozent der Vermögenswerte von Dritten – Geld, das für andere Kunden als Allianz verwaltet wurde – in den drei Jahren bis März 2018 besser als ihre Benchmark. Diese Zahl sinke allerdings auf 37 Prozent, wenn die Gebühren berücksichtigt werden, die der Kunde bezahlen muss.

Wird die Anzahl der Fonds anstatt der Vermögenswerte betrachtet, so übertrafen 40 Prozent ihre Benchmark nach Gebühren, wie aus von Morningstar zusammengestellten Zahlen hervorgeht, schreibt Bloomberg.

Asset Manager und Investoren in einem Boot
Die Einführung von Performance-Gebühren bei gleichzeitiger Senkung der Verwaltungsgebühr, die Anleger unabhängig davon zahlen, wie gut oder schlecht ein Fonds abschneidet, verbindet die Einnaheströme, die eine Fondsgesellschaft verdient, enger mit dem, was sie für ihre Kunden erwirtschaftet. Hedgefonds haben üblicherweise Performancegebühren verlangt, obwohl die meisten auch eine ziemlich hohe Verwaltungsgebühr von rund zwei Prozent fordern.

Wenn nur für den erzielten Mehrwert gegenüber dem Markt eine Gebühr erhoben wird, ist das eine Möglichkeit, Kunden zurück zu locken, die sonst versucht sein könnten, in günstigere ETFs zu investieren, sagt Utermann. Die Produkte des Unternehmens bieten eine niedrige feste Gebühr von 20 Basispunkten und eine zusätzliche Performancegebühr von 20 Prozent, wenn ein Fonds seine Benchmark schlägt.

Rationale Investoren zahlen Performance Fees
"Wir müssen noch einen natürlichen Widerstand überwinden, den die Leute gegen Performance-Gebühren haben", sagt Utermann. Eine stärkere Abhängigkeit von Performance-Gebühren erhöht allerdings die Volatilität der Erträge eines Unternehmens, jedoch ist die Höhe des Anlagekapitals in diesen Fonds bisher sehr gering. AGI hat im letzten Jahr damit begonnen, die neue Gebührenstruktur in den USA auszurollen, und dieses Jahr wurde sie für fünf britische Fonds eingeführt. Zusammen haben die Long-only-Strategien, bei denen Kunden diese Option wählen können, ein Anlagevolumen von etwas mehr als 600 Millionen Dollar, obwohl dieser Betrag auch Anteilsklassen mit anderen Gebührenstrukturen umfasst

Muss die Fondsbranche ordentlich schrumpfen?
Laut Utermann zwingen die Performance-Gebühren die Fondsgesellschaften auch, sich darauf zu konzentrieren, wie gut sie ihre Arbeit machen, und halten sie davon ab, Fusionen allein wegen des Volumens zu verfolgen, da Masse eher der Feind von Performance ist.

AGI hat in den vergangenen Jahren einige kleinere Akquisitionen getätigt und durch den Kauf von Rogge Global Partners, eines britischen Spezialisten für Festverzinsliche, im Jahr 2016 das verwaltete Kapital um rund 34 Milliarden Euro gesteigert. Im selben Jahr hat die Gesellschaft auch den US- Private-Credit-Manager Sound Harbour-Partner erworben.

Utermann sagt, er sei an Transaktionen in alternative Anlagen, aufstrebende Märkte oder den Ausbau des Vertriebsnetzes von AGI interessiert. Mifid II habe dazu geführt, dass eine wachsende Anzahl von Fondsmanagern plant, mehr Produkte direkt an Privatkunden zu vermarkten. Die Regeln zwingen die Vermögensverwalter auch, für jegliches von Banken zur Verfügung gestellte Research separat zu bezahlen, was wahrscheinlich zu einer geringeren Abdeckung führen wird. Das wiederum könne aktiven Managern einen Vorteil verschaffen, sagt Utermann.

"Es führt dazu, dass mehr Alpha zur Verfügung steht", sagt er. "Weniger Abdeckung bei den großen Aktien sowie bei Small Caps bis zu den Mid Caps bedeutet wahrscheinlich einen weniger effizienten Markt." (aa/ps)