Seit der Übernahme von Pioneer Investments durch Amundi leitet Evi C. Vogl das Deutschlandgeschäft des französischen Fondsgiganten. Im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE blickt sie zurück auf das vergangene Jahr, erläutert aktuelle Trends im Vertrieb und beantwortet die Frage, warum die exklusiv über die HVB vermarktete "Vermögensdepot privat"-Serie milliardenschwere Abflüsse hinnehmen muss.


Frau Vogl, der BVI-Statistik zufolge konnte Ihr Haus im schwierigen Börsenjahr 2018 mit Wertpapierpublikumsfonds netto 1,7 Milliarden Euro bei Anlegern aus Deutschland einsammeln. Das ist ein im Branchenvergleich guter Wert. Wie kam's?

Evi C. Vogl: Das vergangene Jahr war für die gesamte Branche wirklich schwierig. Gerade bei den Publikumsfonds gab es nur wenige Anbieter mit Zuflüssen. Unser Vorteil ist sicherlich die breite Produktpalette: Wir bieten aktiv verwaltete Fonds an, passive Lösungen, ETFs und Geldmarktfonds. Das gibt uns die Möglichkeit, in jedem Marktumfeld zu den Gewinnern zu gehören. Dazu kommen Tools und Dienstleistungen für unsere Vertriebspartner. Das hilft uns, unsere dynamische Expansion fortzusetzen. Im vergangenen Jahr sind wir um den Faktor drei stärker gewachsen als der Markt, wir konnten also Marktanteile gewinnen. Genau so darf es gerne weitergehen.

Welche Vertriebskanäle haben 2018 positiv überrascht, welche negativ?

Vogl: Besonders gut lief das institutionelle Geschäft, dort konnten wir in Deutschland Zuflüsse von 3,5 Milliarden Euro verzeichnen, die sich nur zum Teil in den BVI-Zahlen spiegeln. Das Retailgeschäft dagegen war eher schwierig, was mit Blick auf die Börsenentwicklung aber nicht verwundert. Gerade im Drittvertrieb dürfen Sie in diesem Jahr von uns einige interessante Impulse erwarten.

Was hat Andreas Steinert, der neue Leiter dieses Bereichs, denn vor?

Vogl: Es ist leider noch etwas zu früh, darüber zu sprechen.

Der Nettoabsatz Ihres Hauses in Deutschland war wie erwähnt vergleichsweise hoch. Allerdings gehen 1,1 Milliarden Euro davon auf Geldmarktfonds zurück. Dieses Geschäft gilt als margenschwach. Lohnt es sich für Ihr Haus dennoch?

Vogl: Amundi ist mit einem verwalteten Vermögen von 220 Milliarden Euro in Geldmarktfonds Europas Marktführer. Das erlaubt uns, solche Portfolios sehr effizient zu managen. Das macht die entsprechenden Produkte sowohl für unsere Anleger als auch für uns attraktiv. Insbesondere institutionelle Investoren greifen gerne darauf zurück: Sie müssen nicht zehn Banken nach deren Einlagekonditionen abtelefonieren, sondern können ihre liquiden Mittel schnell und effizient anlegen. Auf der anderen Seite ziehen die Investoren aber auch schnell wieder Mittel ab, wenn Kapitalbedarf besteht. Daher sehen Sie bei unseren monatlichen Meldungen an den BVI mitunter größere Schwankungen: Das ist auf das volatile Geschäft mit den Geldmarktfonds zurückzuführen.

Der absatzstärkste Fonds abseits der Geldmarktprodukte war der First Eagle Amundi Income Builder Fund. Dieses Multi-Asset-Income-Portfolio sammelte 2018 den BVI-Zahlen zufolge in Deutschland netto 476 Millionen Euro ein. Bei welchen Kunden kam dieser Fonds besonders gut an?

Vogl: Das ist ein typisches Retailprodukt, der Fonds ist sowohl im Drittvertrieb als auch bei unserem strategischen Bankpartner HVB gefragt. Das Portfoliomanagement verfolgt einen sehr langfristigen, Research-basierten Ansatz, das kommt bei vielen Privatanlegern gut an.

Stichwort HVB: Im vergangenen Jahr gab es – wie schon im Vorjahr – hohe Abflüsse aus den ETF-Dachfonds der "Vermögensdepot privat"-Serie. In Summe flossen 2018 aus diesen exklusiv über die Hypovereinsbank vertriebenen Produkten 1,17 Milliarden Euro ab. Was tun Sie, um die Abflüsse zu stoppen?

Vogl: Lassen Sie mich dazu etwas ausholen. In unserer Branche zeichnet sich der Trend ab, Kunden in drei Kategorien zu klassifizieren. Die erste Gruppe, "I do it" genannt, umfasst im Wesentlichen die Selbstentscheider, also Anleger, die sich ihre Produkte ohne Berater selbst aussuchen. Dieser Kundentypus investiert sehr breit, sowohl in ETFs als auch in aktiv gemanagte Fonds. Mit der zweiten Gruppe – "I help you do it" – sind Kunden gemeint, die eine Anlageberatung zu schätzen wissen. Der dritte Kundentypus ist die Kategorie "I do it for you". Diese Kunden wünschen sich ein diskretionäres Portfoliomanagement, bei dem ihnen Finanzmarktexperten die Allokationsentscheidungen abnehmen. Genau an diese Kunden haben sich die "Vermögensdepot"-Dachfonds gerichtet. Mittlerweile gibt es für dieses Klientel aber innovativere, modernere Konzepte. Solche vermögensverwaltenden Lösungen sind dabei, die "alten" Flaggschiffe abzulösen. Das ist meiner Meinung nach ein branchenweites Phänomen.

Wenn sich Kunden zunehmend für eine Vermögensverwaltung entscheiden: Können Sie innerhalb dieser Mandate denn mit Ihren ETFs und aktiv verwalteten Fonds punkten?

Vogl: Sicherlich. Dort, wo wir wettbewerbsfähige Produkte bieten, bekommen wir auch aus diesem Geschäft Zuflüsse.

Amundi verwaltet für die HVB noch eine weitere Exklusivserie namens "Private Banking Vermögensportfolio". In diese Fonds flossen 2018 zwar immerhin 423,8 Millionen Euro, die Abflüsse aus den "Vermögensdepot"-Dachfonds macht das aber nicht wett.

Vogl: Die Vermögensportfolio-Serie kommt vor allem beim Kundentypus "I help you do it" an – neben weiteren Produkten aus unserem Haus, darunter der schon erwähnte First Eagle Amundi Income Builder und die Themenfonds unserer Tochtergesellschaft CPR, mit denen sich langfristige Trends abbilden lassen. Ich denke da zum Beispiel an den CPR Global Disruptive Opportunities oder den CPR Food for Generations. Diese thematischen Investments dürften auch in diesem Jahr gefragt bleiben.

Welche weiteren Trends sehen Sie aktuell im Fondsvertrieb?

Vogl: Insbesondere das Thema der Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung, sowohl bei den thematischen Fonds als auch bei den ETFs. Wir werden in diesem Jahr unter anderem unseren Amundi Ethik Fonds in den Vertriebsfokus stellen. Die Nachfrage nach solchen Produkten nimmt spürbar zu. Ein weiterer Wachstumsmarkt ist natürlich das gesamte ETF-Geschäft. Gemessen am verwalteten Vermögen belegen wir europaweit momentan den vierten Platz. Da möchten wir uns weiter verbessern (FONDS professionell ONLINE berichtete). Im ETF-Bereich werden wir uns dieses Jahr mit einigen innovativen Ideen zu Wort melden.

Wir sind gespannt! Vielen Dank für das Gespräch. (bm)