Europas größter Asset Manager eilt der Konkurrenz davon: Der Pariser Fondsanbieter Amundi hat im ersten Halbjahr unter dem Strich 454 Millionen Euro verdient, 58 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das gab der börsennotierte Konzern am Donnerstag bekannt.

Die Mittelzuflüsse belaufen sich auf netto 42,4 Milliarden Euro, das sind 61 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2017. 36,5 Milliarden Euro davon entfallen auf mittel- und langfristige Anlagen wie Aktien-, Renten- oder Multi-Asset-Produkte. Diese Zahl wird separat ausgewiesen, weil Amundi ein großer Anbieter von Geldmarktfonds ist und das Mittelaufkommen solcher Portfolios sehr volatil ist.

Die guten Ergebnisse überraschen, weil der klare Aufwärtstrend an den Kapitalmärkten gebrochen ist. Viele andere Asset Manager, darunter der seit März ebenfalls börsennotierte deutsche Wettbewerber DWS, leiden unter Abflüssen. Die Amundi-Aktie lag am Donnertag im frühen Handel zeitweise acht Prozent im Plus.

Je Euro Umsatz bleiben fast 50 Cent Gewinn übrig
Beachtlich ist auch, wie gut der französische Asset Manager seine Kosten im Griff hat. Die Cost-Income-Ratio, die die operativen Kosten zu den Erträgen ins Verhältnis setzt, sank auf 50,5 Prozent. Das bedeutet, dass je Euro Umsatz fast 50 Cent Gewinn übrig bleiben. Es gibt nur wenige Fondsanbieter, die auf ähnlich gute Werte kommen.

In dieser Rechnung bleiben allerdings zwei wichtige Blöcke außen vor: die Kosten der Pioneer-Integration, die sich im ersten Halbjahr auf 12 Millionen Euro beliefen, und die Abschreibung auf Vertriebsvereinbarungen, die mit 25 Millionen Euro zu Buche schlugen. Amundi hatte beim Abschluss der Pioneer-Übernahme einen Vertriebsvertrag mit der Unicredit geschlossen, der zehn Jahre lang läuft. Die Vereinbarung gilt nicht nur für Italien, sondern auch für Deutschland, Österreich und Tschechien. Der immaterielle Vermögenswert dieser Verträge in der Amundi-Bilanz summierte sich anfangs auf stolze 546 Millionen Euro. Dieser wird nun sukzessive abgeschrieben.

34,6 Milliarden Euro Zuflüsse im Retail-Segment
Die enge Bindung an Vertriebsnetzwerke zahlt sich offensichtlich aus. Allein in Frankreich sammelte Amundi über diesen Absatzkanal im ersten Halbjahr 3,2 Milliarden Euro ein. Die internationalen Netzwerke steuerten weitere fünf Milliarden Euro bei – insbesondere dank der Kooperation mit der Unicredit und ihren Tochtergesellschaften.

Aus dem Drittvertrieb, also dem Retail-Geschäft außerhalb der engen Partnerschaften, stammen weitere drei Milliarden Euro. Richtig gut läuft das Geschäft mit den asiatischen Joint-Ventures, die in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 23,5 Milliarden Euro einsammelten. Insgesamt summieren sich die Zuflüsse im Retail-Segment so auf 34,6 Milliarden Euro, das sind 56 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2017.

Verwaltetes Vermögen steigt auf beinahe 1,5 Billionen Euro
Eingetrübt wurde das gute Geschäft jüngst jedoch durch die politischen Turbulenzen in Italien. Seit der Pioneer-Übernahme ist Amundi dort sehr stark vertreten – und musste in diesem Land zuletzt Abflüsse hinnehmen (FONDS professionell ONLINE berichtete). Die Halbjahresbilanz fällt für die Partnerschaft mit der Unicredit in Italien jedoch immer noch positiv aus: Unter dem Strich standen in diesem Segment 4,4 Milliarden Euro Mittelzuflüsse.

Getragen von den hohen Zuflüssen stieg das verwaltete Vermögen von Amundi bis Ende Juni auf 1466 Billionen Euro. Das macht die Pariser mit einigem Abstand zu Europas größtem Asset Manager. (bm)