Zunächst: Hackerangriffe sind weiter die größte Sorge der für Versicherungen zuständigen Mitarbeiter in den Firmen, hatte die "KMU-Studie 2024" der Gothaer Versicherung im Frühjahr ergeben. Immerhin besitzen 25 Prozent der Befragten eine Cyberpolice. Doch die Angriffe aus dem Netz häufen sich und die Schadenquoten bleiben hoch. Das ruft die Versicherer auf den Plan, die Bedingungen, Obliegenheiten und Annahmerichtlinien sowie Preise ändern, um ihre Profitabilität zu sichern.

Im Falle des Assekuradeurs Cogitanda aus dem rheinland-pfälzischen Altenahr sind offenbar gleich mehrere Faktoren in dieser Richtung zusammengekommen. Schon in der Vergangenheit hatte der Assekuradeur "tiefgreifende Änderungen in den Bereichen Bedingungen, Obliegenheiten und Annahmerichtlinien häufig schnell und ohne Rücksprache mit den Maklern beschlossen, nur um sie später erneut und wiederum ohne Rücksprache zu modifizieren", beklagt Makler Stefan Rumpp. "Nun stellt Cogitanda seine Geschäftspartner erneut vor vollendete Tatsachen, kürzt die Vergütung pauschal in vielen Fällen um 22 Prozent und versendet Änderungskündigungen mit neuen, umfangreicheren Obliegenheiten", kritisiert der ehrenamtliche Vorstandschef der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler (IGVM).

Maklerverband geht an die Öffentlichkeit
In einem offenen Brief an Christopher Quast, der erst im März die Leitung des Maklervertriebs Deutschland bei Cogitanda übernommen hat und zuvor Leiter Gesamtvertrieb bei der Fonds Finanz Maklerservice war, beklagt Rumpp, dass die Änderungen "ohne jede Rücksprache" erfolgt und teilweise an den betreuenden Maklern vorbei direkt von Gewerbekunden zu entscheiden seien, was Makler unnötig in die Haftungsfalle treiben könnte.

Das verwundert, denn ein Assekuradeur entwickelt Deckungskonzepte, arbeitet normalerweise ausschließlich mit sehr gut bewerteten Versicherern zusammen und ist durch diese mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet: Produktentwicklung, Antragsbearbeitung, Policierung, Vertragsverwaltung, Inkasso und Schadenbearbeitung. Offenbar ist die Kalkulation bei Cogitanda aktuell nicht mehr voll aufgegangen. Jedenfalls wirft die IGVM dem Unternehmen vor, dass die "Courtage Ihrer Geschäftspartner kein Selbstbedienungsladen ist, aus dem sich der Assekuradeur nach Belieben bedienen darf, denn damit greifen Sie in fremde Taschen".

Cogitanda wiegelt ab
Auf mehrfache Pressenachfragen antwortete Cogitanda über einen PR-Berater zunächst ausweichend. Man wolle die Kritik nicht kommentieren, da diese vertrauliche Unternehmens- sowie weitere Geschäftsinterna berühre. Kurz darauf dann die überraschende "Konkretisierung": Man halte die Kritik der IGVM an einigen Stellen für überzeichnet. Aufgrund der massiven Zunahme an Cyberangriffen führe man im Rahmen der Vertragsverlängerung bei ausgewählten Risiken eine gründliche Risikoprüfung durch, auch bei unterjährigen Hauptfälligkeiten. In diesem Underwriting-Prozess sei es üblich, zusätzlich weitere Risikofragen zu stellen und gegebenenfalls Obliegenheiten zu vereinbaren. Der Jahresmeldebogen sei ein standardisiertes Verfahren, das keinen erheblichen Mehraufwand für die Makler darstelle. Und: Der neue Kooperationsvertrag mit 17,5 Prozent Courtage betreffe nur wenige ausgewählte Makler. Diese Courtagehöhe hält Cogitanda für marktgerecht. Bisher wurden aber 22,5 Prozent gezahlt.

Spannende Courtage-Konstellation
Das ist eine kühne These, denn ein Assekuradeur arbeitet im Auftrag von Versicherern – hier dem Vernehmen nach mit Württembergischer, Sparkassenversicherung und Bayerischem Versicherungsverband – und erhält von denen eine Courtage. Wenn er für seine Untervermittler, in diesem Falle kooperierende Versicherungsmakler, die Vergütung kürzt, die aus der Gesamtcourtage finanziert werden muss, wurde womöglich bereits diese Gesamtcourtage an Cogitanda vermindert.

Jedenfalls konterte die IGVM die Aussagen von Cogitanda umgehend, insbesondere zu dem angeblich nicht erhöhten Aufwand für die Makler. "Während einzelne Kunden eine Änderungskündigung und Beitragsanpassung mit zusätzlichen, erheblichen Änderungen der Obliegenheiten erhalten, bekommen andere lediglich einen Jahresmeldebogen, der allerdings auch zusätzliche Risikofragen enthält", so Rumpp. Dieser neue Jahresmeldebogen könne vom Kunden per Anklicken direkt an Cogitanda versandt werden, allerdings ohne die Möglichkeit, dass der betreuende Makler eine Kopie erhält. Zudem sei es nicht möglich, ergänzende Informationen einzugeben. "Hieraus ergeben sich erhebliche Risiken für Kunden und Makler", so Rumpp weiter.

Widersprüche im direkten Austausch ausgeräumt?
Auch die Aussagen von Cogitanda zur Courtagekürzung bleiben für die IGVM widersprüchlich. "Wenn nur wenige 'Ausgewählte' eine Courtagekürzung um satte 22 Prozent auf eine vermeintlich marktübliche Vergütungshöhe erhalten, stellt sich die Frage, warum dann offenbar an eine Mehrheit eine demnach deutlich über dem Marktüblichen liegende Vergütung von 22,5 Prozent gezahlt wird", so Rumpp süffisant. Was konkret an der IGVM-Kritik falsch sein soll, legte der Assekuradeur bisher nicht näher dar.

Man darf gespannt sein, ob und wie die Unstimmigkeiten im Interesse der Kunden und betreuenden Makler gelöst werden. Immerhin ist für den 1. August ein "erster Austausch" der Cogitanda-Führung mit dem IGVM-Vorstand verabredet. "Wir sind offen für konstruktive Lösungen, dem Ansinnen, bestehende Verträge mit Wirkung für den Bestand zu kündigen, treten wir allerdings entgegen", so Rumpp gegenüber FONDS professionell ONLINE. (dpo)