Das zunehmende Interesse an nachhaltigen Investments eröffnet Fondsgesellschaften ein lukratives Wachstumsfeld. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) in einer Analyse. In den klassischen Feldern geraten die Anbieter dagegen zunehmend unter Druck, auch wegen der günstigen Konkurrenz durch Indexfolger. Obendrein verliert der Mischfondstrend, der bislang für auskömmliche Margen sorgte, an Fahrt.

Im Bereich der ethisch und ökologisch einwandfreien Investments (ESG) können sich pfiffige Asset Manager jedoch von der Konkurrenz absetzen. So verweisen die BCG-Experten auf eine ihrer früheren Auswertungen, wonach Investmentstrategien, die ESG-Faktoren beachten und entsprechende Risiken meiden, besser abschneiden als herkömmliche Anlageansätze. Ohnehin fordern die Regulierer zunehmend die Beachtung nachhaltiger Aspekte bei der Geldanlage.

Furcht vor "Greenwashing"
Auf dem Weg zu einer grünen Investmentstrategie stoßen die Asset Manager jedoch auf mehrere Hürden, merken die BCG-Berater an. Das fängt schon bei einer uneinheitlichen Definition an, was denn genau als nachhaltig zu bezeichnen ist – und was nicht. Darüber hinaus mangelt es an einheitlichen, zuverlässigen Daten darüber, wie "sauber" Unternehmen agieren. Weiterhin reichen die verfügbaren Informationen zur Nachhaltigkeit nur bruchstückhaft über das Feld der Aktien hinaus.

Diese Unklarheiten nähren Zweifel daran, ob Fondsanbieter tatsächlich stets eine ernsthafte, grüne Investmentphilosophie verfolgen. Nicht immer sei klar erkennbar, ob ESG-Kriterien von Grund auf in einer Anlagestrategie einbezogen sind, oder vielmehr ein Portfolio nachträglich einen grünen Anstrich verpasst bekommt. "Viele Anleger, die nach ESG-Prinzipien investieren wollen, hegen die Befürchtung, dass Asset Manager 'Greenwashing' betreiben könnten", erläutern die Autoren.

Lästige Pflichtübung
Zuletzt fehlen vielen Fondsgesellschaften noch die Fachkräfte, um im Segment der moralisch einwandfreien Investments ernsthaft bestehen zu können, merken die BCG-Autoren an. Dies fange im Portfoliomanagement und im Research an, ziehe sich aber durch bis in die Bereiche Vermarktung und Kommunikation. Zudem stünden die Häuser vor einer kulturellen Herausforderung. Viele der bestehenden Mitarbeiter würden die Beachtung von ESG-Kriterien als bloße Pflichtübung verstehen und nicht als Chance, einen Mehrwert zu schaffen. (ert)