Immer neue Anbieter drängen in das Geschäft mit White-Label-Plattformen für börsengehandelte Fonds (ETFs). So kündigten mehrere Gesellschaften den Aufbau eines Dienstes an, bei dem Asset Manager ihre Ideen in den Mantel eines ETF packen können – ohne selbst aufwendig so ein Geschäft aufbauen zu müssen. Dies ermöglicht es kleineren Investmentboutiquen, mit einem ETF an den Markt zu gehen. Aber auch große Fondshäuser können so eine ETF-Sparte aufbauen.

Für Aufsehen sorgte die US-Großbank Goldman Sachs im vergangenen Herbst. Sie will sowohl in den USA als auch in Europa mit dem Goldman Sachs ETF Accelerator den White-Label-Markt besetzen. "Bislang haben Interessenten nur die Möglichkeit, ein ETF-Geschäft hausintern aufzubauen, was viele Ressourcen und Zeit benötigt", sagt Accelerator-Chefin Lisa Mantil. "Oder sie kaufen einen bestehenden Anbieter, was viel Geld kostet." Goldman Sachs eröffne nun eine dritte Option. Ansonsten ist nicht viel über die Pläne der New Yorker bekannt.

"Das adelt unsere Geschäftsidee"
In den USA gibt es mehrere solche Serviceplattformen, in Europa bislang nur eine: Han-ETF. Die Gesellschaft wurde von den beiden Branchenurgesteinen Hector McNeil und Nik Bienkowksi im Jahr 2017 gegründet. Die Briten brachten 40 Produkte auf den Markt und betreuen heute ein Vermögen von rund zwei Milliarden US-Dollar. Mitgründer McNeil gibt sich angesichts der zahlreichen Aspiranten gelassen. "Dies zeigt, wie valide unser Geschäftsmodell ist", sagt der ETF-Veteran im Gespräch mit FONDS professionell.

"Ich begrüße den Wettbewerb. Eine gesunde Konkurrenz ist gut für das Geschäft", fährt der Firmengründer fort. Das Potenzial in Europa sei groß. "Der ETF-Markt ist noch lange nicht so entwickelt wie in den USA", erläutert McNeil. Auch den Auftritt eines Riesen wie Goldman Sachs nimmt der Profi locker: "Wenn eine große Bank wie Goldman Sachs den Markt betritt, dann adelt das natürlich unsere Geschäftsidee – und treibt den Marktwert unseres Hauses in die Höhe."

"Erstmal den Zeh ins Wasser tauchen"
Einer der neuen Akteure ist Waystone. Die Gesellschaft setzt auf Investmenthäuser, die nicht mit dem europäischen ETF-Markt vertraut sind. "Wir helfen Asset Managern, die im europäischen ETF-Markt Fuß fassen wollen", erläutert Henry Glynn, Leiter ETF Capital Markets & Distribution bei Waystone. Gut 70 Prozent der Interessenten, mit denen das Team Kontakt hatte, stammten aus Nordamerika, 20 Prozent aus Europa, der Rest aus Asien oder Nahost.


Warum besonders aktive Manager den Kontakt zu ETF-White-Label-Plattformen suchen und wie Branchenkenner den Einstieg von Goldman Sachs bewerten, lesen Sie im vollständigen Artikel in der Ausgabe 1/2023 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Waystone wie auch Han-ETF bieten zudem größeren Gesellschaften an, eine Art Inkubator zu nutzen. Die White-Label-Dienstleister übernehmen dabei den Aufbau einer ETF-Produktpalette und die Platzierung am Markt. Wenn die Plattform erfolgreich etabliert ist, können sie die Asset Manager übernehmen und ins eigene Haus integrieren, sofern sie das wünschen. "Dies ermöglicht es Anbietern, erstmal den Zeh ins Wasser zu tauchen und den Markt zu testen, bevor sie ganz ins Wasser springen", erläutert Glynn.

"Quadratur des Kreises"
Die Luxemburger Axxion wiederum brachte für Frank Fischer und Shareholder Value Management bereits den Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value auf den Markt. Dem ersten Schritt sollen weitere folgen. "Die Synthese aus jederzeit handelbaren ETFs und dem Know-how eines unabhängigen Asset Managers scheint wie die Quadratur des Kreises", sagt Stefan Schneider, Vorstandsvorsitzender der Axxion. Aktive Fondsinitiatoren könnten so ihre Expertise einbringen, ohne die tägliche Analyse und das Fondsmanagement übernehmen zu müssen. "Mit dem ETF-Konzept können wir unsere Private-Label-Expertise sowohl für aktive als auch passive Fondsprodukte einsetzen – für uns eine ideale Ergänzung", erläutert Schneider. (ert)