Der Stress an den Immobilienmärkten macht sich nun auch in den Halbjahresberichten der deutschen Landesbanken bemerkbar. Sowohl LBBW als auch BayernLB haben relativ hohe Rückstellungen für mögliche Einschläge bei den entsprechenden Krediten gebildet. Experten halten die Institute einem Bericht der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge allerdings für sehr widerstandsfähig.

Bei der BayernLB belief sich die Risikovorsorge im Geschäftsfeld Immobilien im ersten Halbjahr auf etwa 125 Millionen Euro, wie Finanzchef Markus Wiegelmann erklärte. "Dahinter stehen ein paar konkrete Einzelfälle, zu einem großen Teil aber auch pauschale Adjustments", sagte er. Mit solchen "Adjustments" bereiten sich Banken auf mögliche Ausfälle vor, ohne dass es bereits konkrete Vorfälle gibt.

Bei der LBBW betrugen die pauschalen Adjustments für das Segment Immobilien und Projektfinanzierungen im ersten Halbjahr rund 83 Millionen Euro. Jenseits der Adjustments sei in geringem Umfang weitere Vorsorge für konkrete Einzelfälle gebildet worden, sagte ein Sprecher.

"Belastungsfaktoren bleiben beherrschbar"
Laut DBRS Morningstar dürften Faktoren wie sinkende Preise und zunehmende Leerstände bei den Landesbanken zu weiteren Rückstellungen für Kreditausfälle führen. Sowohl risikogewichtete Aktiva als auch notleidende Darlehen könnten zunehmen. "Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Belastungsfaktoren für die Landesbanken beherrschbar bleiben", sagte die leitende Ratinganalystin Sonja Förster.

Sie verwies unter anderem darauf, dass die Kennzahl LTV (Loan to Value, also der Kreditbetrag im Verhältnis zum Immobilienwert) im Durchschnitt im unteren 50-Prozent-Bereich liege und damit einen erheblichen Puffer im Falle eines Zahlungsausfalls biete. Auch die Struktur des deutschen Finanzierungsmarktes für Gewerbeimmobilien bringe Unterstützung. "Der Großteil der gewerblichen Immobilienfinanzierung wird von Banken mit langjährigen Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden bereitgestellt, wodurch das Refinanzierungsrisiko im Vergleich zur Kapitalmarktfinanzierung verringert wird", erklärte Förster.

Große Portfolios aufgebaut
Die Aussagen von Förster decken sich mit Einschätzungen von Fitch Ratings zum deutschen Bankensektor insgesamt. Angesichts von "adäquater Besicherung, langen durchschnittlichen Laufzeiten und überwiegend festverzinsten Krediten in inländischen CRE-Portfolios" sei nicht mit übergroßen Kreditausfällen zu rechnen, zumindest nicht auf kurzer Sicht, hieß es in einer Studie im April. Die Abkürzung CRE (Commercial Real Estate) steht für Gewerbeimmobilien.

Die Landesbanken hatten in den vergangenen Jahren signifikante Portfolios an gewerblichen Immobilienkrediten aufgebaut. So summiert sich in diesem Bereich das Brutto-Kreditvolumen des BayernLB-Konzerns, also inklusive Töchtern wie der DKB, auf 67 Milliarden Euro. Die LBBW sprach ihrerseits zuletzt von einem Finanzierungsvolumen von 56 Milliarden Euro, zu dem die zugekaufte Berlin Hyp etwa die Hälfte beisteuere. In allen Fällen ist der Deutschland-Anteil am Portfolio sehr hoch.

Bafin schaut genauer hin
Für die Finanzaufsicht Bafin zählen Korrekturen am Immobilienmarkt zu den sechs Risiken, die sie dieses Jahr besonders im Fokus hat. Sie verweist dabei auf mögliche Kreditausfälle. Davon wären ihren Angaben zufolge weite Teile der deutschen Banken betroffen, da Gewerbeimmobiliendarlehen eine hohe Bedeutung für den Sektor hätten und das Kreditvolumen über die vergangenen sieben Jahre kontinuierlich gestiegen sei.

"Der Immobilienmarkt wird noch ein paar Monate unter Druck blieben. Erst im Laufe des kommenden Jahres wird sich die Lage dort stabilisieren", erklärte BayernLB-Finanzchef Wiegelmann. Beim Neugeschäft sei sein Institut zuletzt sehr selektiv gewesen. Auch LBBW-Chef Rainer Neske erklärte im Juni in einem Bloomberg-Interview, dass er für dieses Jahr mit weniger Immobilienneugeschäft rechne.

Weitere Einblicke in die Immobilien-Entwicklung der Landesbanken dürfte es noch vor Ende des Monats geben. In den nächsten Tagen werden sowohl die Helaba als auch die NordLB ihre Zahlen zum ersten Halbjahr vorlegen. Die NordLB ist über ihre Tochter Deutsche Hypo stark bei Immobilienfinanzierungen engagiert, auch die Helaba hat ein großes Portfolio. (Bloomberg/aa)