Zu den größten Verlierern des Zwangsverkaufs der Credit Suisse gehören die Inhaber der riskantesten Schuldverschreibungen der Schweizer Großbank, der sogenannten Additional-Tier-1-Anleihen (AT1-Anleihen) im Wert von 16 Milliarden Franken. Die Papiere werden im Zuge der Übernahme durch die UBS auf Anordnung der Schweizer Bankenaufsicht Finma vollständig abgeschrieben, was den rund 250 Milliarden Euro schweren Markt für diese Papiere ins Trudeln bringen könnte, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet.

Während die Aktionäre nicht ganz leer ausgehen, sondern immerhin noch drei Milliarden Franken erhalten, werden die Nachranganleihen komplett gestrichen. "Das macht einfach keinen Sinn", sagt Patrik Kauffmann, Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere bei Aquila Asset Management, der die Anleihen der Credit Suisse in seinem Portfolio hat. "Die Aktionäre sollten nichts bekommen", denn es sei glasklar, dass "AT1-Anleihen vorrangig vor Aktien sind", erklärte er.

Entwickelt nach der Finanzkrise
Es kommt nicht unerwartet, dass die AT1-Anleihen einen Teil der Krise der Credit Suisse auffangen müssen. Die Instrumente wurden nach der globalen Finanzkrise entwickelt, um Gläubigern Verluste aufzuerlegen, wenn Banken in Schwierigkeiten geraten. So soll verhindert werden, dass auf Steuergelder zurückgegriffen werden muss. Die Verunsicherung der Investoren kommt nun eher daher, dass die Aktionäre besser aussteigen.

Besonders risikofreudige Spezialisten für notleidende Forderungen setzten bereits auf den sich anbahnenden Rechtsstreit um die Maßnahme, berichtet "Bloomberg". Bei Goldman Sachs arbeiteten Händler schon an Instrumenten für Wetten darauf, dass wenigstens ein Teil des Wertes durchgesetzt werden kann.

Emission neuer Anleihen dürfte schwierig werden
Die Schweizer Bankenaufsicht Finma begründete die Abschreibung der Anleihen damit, dass ein Teil der UBS-Übernahme eine staatliche Unterstützung der Credit Suisse darstellt. Dennoch dürfte der Schritt zu einer Neubewertung der gesamten Asset-Klasse führen. Die Emission neuer AT1-Anleihen könnte "Bloomberg" zufolge erst einmal schwierig, wenn nicht gar unmöglich werden. Die Kosten für riskantere Bankfinanzierungen könnten in die Höhe schnellen, da die Maßnahme einige Gläubiger unvorbereitet getroffen hat, hätten Händler erklärt.

Die europäische Bankenaufsicht hatte am Montag (20.3.) deutlich gemacht, dass sie in ihrem Bereich die Verluste von strauchelnden Geldinstituten weiterhin zuerst den Aktionären aufbürden wird, bevor sie Anleihegläubiger heranzieht. Die drei wichtigsten Behörden der Europäischen Union – Single Resolution Board, Europäische Bankenaufsichtsbehörde und EZB-Aufsichtsgremium – erklärten in einer gemeinsamen Mitteilung, dass "die Instrumente des harten Kernkapitals die ersten sind, die Verluste auffangen müssen". Auch tief nachrangige Anleihen, wie das AT1-Kapital, sollen "erst nach vollständigem Gebrauch" des Aktienkapitals herangezogen werden, so das Behörden-Trio.

Pimco mit hohen Beständen
Zu den Investoren mit den größten Beständen an AT1-Anleihen der Credit Suisse gehört die Allianz-Fondstochter Pimco. Der Wert der Papiere, die der Vermögensverwalter hält, beläuft sich auf 807 Millionen US-Dollar. Dies habe eine "mit dem Thema vertraute Person" erklärt, schreibt "Bloomberg". Pimco halte auch vorrangige Bankanleihen der Credit Suisse im Wert von fast drei Milliarden Dollar.

Auf den Asset Manager Invesco entfallen laut "Bloomberg" rund 370 Millionen Dollar an AT1-Papieren der Credit Suisse. Das AT1-Engagement von Blackrock habe sich per Ende Februar auf rund 113 Millionen Dollar belaufen. Nach Angaben einer mit der Angelegenheit vertrauten Person habe die Fondsgesellschaft einige ihrer Bestände in den vergangenen Wochen reduziert. Sprecher von Pimco und Blackrock hätten sich zu dem Thema nicht äußern wollen, so "Bloomberg". Invesco habe zunächst nicht auf Anfragen reagiert. (Bloomberg/am)