Sie ist die erste Frau, die mit dem Fondsfrauen Award in der 2021 neu eingeführten Kategorie "Fondsmanagerin of the Year" ausgezeichnet worden ist: Nina Stapf, verantwortlich für das Management des Deka-Immobilien Europa. Im Interview mit FONDS professionell ONLINE erläutert sie, welche Investmentstrategie ihr zu diesem Preis verholfen hat, und wie es gelingen kann, Beruf und Familienplanung unter einen Hut zu bekommen.


Frau Stapf, Sie sind die erste Preisträgerin des Fondsfrauen Awards in der neu eingeführten Kategorie "Fondsmanagerin of the Year". Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie erfahren haben, dass Sie diese Auszeichnung erhalten?
Nina Stapf: Ich war total überrascht und habe mich wahnsinnig gefreut. Gleichzeitig war ich sehr stolz auf mein Team, das diese Auszeichnung mit erarbeitet hat. Diesen Preis als erste zu erhalten ist für mich eine große Ehre. Überrascht war ich vor allem, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass eine "Immobilienfrau" ausgezeichnet wird. In der "Fondswelt" steht ja meist das Asset Management von Wertpapieren im Rampenlicht. 

Sie sind seit fünf Jahren verantwortlich den Deka-Immobilien Europa, das Flaggschiff der Deka-Immobilienfondsreihe, der rund 17,5 Milliarden Euro verwaltet. Seitdem hat der Fonds eine Performance von gut 15 Prozent erzielt. Können Sie kurz Ihre Anlagestrategie beschreiben?
Stapf: Mit dem Deka-Immobilien Europa verfolgen wir eine konservative Anlagestrategie. Unser Fokus liegt auf erstklassigen Immobilien in Core-Märkten. Wir investieren fast ausschließlich in europäischen Hauptstädten sowie Wirtschaftsmetropolen und dort in neue oder topsanierte Objekte, die zudem die nachhaltige Fondsausrichtung unterstützen. Der Anlageschwerpunkt innerhalb der Immobilien liegt auf dem Bürosektor mit einer Beimischung von Logistik-, Hotel- und Handelsobjekten. Durch aktives Portfoliomanagement im An- und Verkauf sowie einem wertorientierten Vermietungsmanagement erreichen wir sowohl Stabilität für den Fonds als auch eine Spitzenposition in der Wertentwicklung. Und dies nicht nur gegenwärtig, sondern auch im mittel- bis langfristigen Vergleich zur relevanten Peergroup.

Sie haben geschafft, was für viele Frauen in der Finanzbranche schwer zu erreichen ist: Sie haben eine Führungsposition inne. Wie ist Ihnen das gelungen?
Stapf: Schon zu Beginn meiner Karriere wurde mir gespiegelt, dass ich im Job mit viel Energie und hoher Leistungsbereitschaft überzeuge. Das war der Grundstein für meine weitere Entwicklung und hat dazu geführt, dass ich schnell eine Führungsposition übernehmen konnte. Bevor mir die Leitung des Deka-Immobilien Europa übertragen wurde, war ich sowohl im An- und Verkauf von Immobilien als auch im Asset Management tätig. Ich habe dadurch viele Einblicke in Aspekte bekommen, die mein heutiges Aufgabengebiet betreffen. Jeder Wechsel hat zudem Selbstvertrauen und auch Mut erfordert, etwas Neues zu wagen. Gerade der Wechsel ins Fondsmanagement war ein größerer Schritt, aber ich bin sehr froh, ihn gemacht zu haben.

Sie haben auch Familie, richtig?
Stapf: Ja, ich hatte immer das Ziel, beruflichen Erfolg und Familie zu verbinden. Das wurde sowohl von meinem privaten Umfeld als auch meinem Arbeitgeber stets unterstützt. Meinen Vorgesetzten war immer klar, dass ich zwar in Elternzeit gehe, dies aber für einen überschaubaren Zeitraum, und dass ich dann wieder in den Job zurück komme. Die Dekabank hat das unter anderem durch ein Kinderbetreuungsangebot und durch flexible Arbeitszeiten möglich gemacht. Hier war ich damals eine Art "Role Model": die erste Führungskraft, die einen Kita-Platz beantragte. Natürlich ist die Vereinbarkeit von Job und Familie nicht leicht und erfordert einen größeren Einsatz, aber es ist auch, wie in meinem Fall, mit zwei Kindern möglich. 

Beobachten Sie, dass sich die Situation für Frauen im Asset Management verändert hat, seit Sie in dieser Branche tätig sind?
Stapf: Ich kann an dieser Stelle nur den Immobilienbereich beurteilen. Und hier stelle ich fest, dass der Anteil von Frauen in den vergangenen Jahren generell deutlich angestiegen ist. Die Immobilienbranche ist ja traditionell von Männern dominiert, und ich erinnere mich an sehr viele Geschäftstermine, bei denen ich die einzige Frau am Tisch war und das fast überall in Europa. Dies hat sich zum Glück gewandelt, aber es gibt noch eine Menge Potential, vor allem in den Führungsebenen. Die skandinavischen Länder und beispielsweise auch Polen sind hier schon deutlich weiter. 

Gibt es bei der Deka bestimmte Förderungen für Frauen?
Stapf: Ja, die gibt es. Denn Ziel der Deka ist es, den Frauenanteil in Führungs- und Expertenpositionen, aber auch bei der Nachwuchskräftegewinnung zu erhöhen. Das beginnt schon beim Recruiting, beispielsweise durch eine frauengerechte Ansprache oder die Teilnahme an Karrieremessen explizit für Frauen. Darüber hinaus gibt es Weiterbildungsangebote und spezielle Seminare für Kolleginnen, um beispielsweise ein souveräneres Auftreten zu erreichen oder die eigenen Stärken zu fördern. Wichtig ist es auch, dass die Deka flexible Arbeitszeitmodelle und Teilzeitmöglichkeiten anbietet, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.

Und was raten Sie jungen Frauen, die im Asset Management vorankommen wollen?
Stapf: Basis sind für mich zunächst eine gute fachliche Qualifikation, der nötige Ehrgeiz und eine hohe Einsatzbereitschaft. Aber das sollten natürlich nicht nur Frauen zeigen, wenn sie im Asset Management vorankommen wollen. Essentiell ist auch die Bereitschaft, sich stetig weiter zu entwickeln oder Neues zu lernen. Gleichzeitig sollten jungen Frauen ein mittelfristiges Karriereziel vor Augen haben, dies verfolgen und dabei die eigenen Ansprüche und Erwartungen auch selbstbewusst kommunizieren und einfordern.

Was brauchen sie noch?
Stapf: Mut. Egal, ob es ein Projekt auf einem noch unbekannten fachlichen Gebiet ist oder eine neue Position: Es lohnt sich, ein Risiko einzugehen. Man lernt immer etwas dazu, und manchmal entdeckt man über Umwege auch ein anderes Ziel. Und last but not least finde ich vor allem bei Frauen eine zeitliche Karriereplanung wichtig, sofern man eine Familie gründen möchte. Für mich war es beispielsweise perfekt, erst nachdem ich mich ein paar Jahren in meinem Job profiliert hatte, eine Auszeit für die Kinder zu nehmen. Damit war das Vertrauen in meine Leistung gegeben, und die Rückkehr in eine Leitungsfunktion stand auch nicht zur Diskussion.

Vielen Dank für das Gespräch. (am)