Bafin-Präsident Felix Hufeld ist unglücklich über die gegenwärtige Ertragssituation der deutschen Banken: "Wir sind zunehmend besorgt über das Niveau der Profitabilität", betonte er auf dem Bankengipfel des "Handelsblatts". "Wir werden zweifellos noch schärfer und noch deutlicher als bisher gemeinsam darüber nachdenken müssen, welche Möglichkeiten man ergreifen kann und muss, um dieser Erosion entgegenzuwirken", zitiert ihn die Zeitung. 

Zugleich wiederholte der oberste Finanzaufseher der Republik seine Meinung, dass die Geldinstitute ein gehöriges Maß an Mitschuld für ihre Misere tragen. In dem Punkt liegt er mit der Bankbranche über Kreuz. Diese schieben den Schwarzen Peter für ihre Ertragsmisere nur allzu gerne der Europäischen Zentralbank (EZB) in die Schuhe. Da die Banken sehr von Zinserträgen abhängig sind, trifft sie die Geldpolitik der EZB mit ihren Negativzinsen hart. Immerhin müssen die Institute der Zentralbank jährlich rund 2,3 Milliarden Euro an Strafzinsen überweisen.

Ungenügender Ertragsmix
Hufeld dagegen mahnt, dass die Institute mit den geldpolitischen Rahmenbedingungen nicht erst seit gestern zurechtkommen müssten. "Ich bin besorgt, wenn über dieses Thema seitens führender Vertreter der Bankenindustrie primär aus der Attitüde einer Opfermentalität gesprochen wird", ärgert er sich.

Der Bafin-Präsident hat auch Lösungsvorschläge parat. So könnten die Banken an ihrem Ertragsmix arbeiten, um die Abhängigkeit von der Zinspolitik zu verringern. Hier seien die US-amerikanische Geldhäuser ihren europäischen Konkurrenten überlegen: "Der entscheidende Punkt ist, dass der Ertragsmix der amerikanischen Banken zu über 60 Prozent auf Provisionserträgen beruht", sagte Hufeld. Das heißt die US-Geldhäuser seien "signifikant geringer abhängig" von der "Volatilität marktpolitischer Einflüsse", also der Geldpolitik. In Deutschland dagegen machten die Provisionsüberschüsse nur etwa ein Viertel der Gesamterträge aus.

Kein Verbot für Strafzinsen 
Daher wiederholte Hufeld sein Mantra, dass die Banken ihre Geschäftsmodelle entsprechend umstellen sollen. Er wisse aber, das gehe nicht über Nacht – und sofern "regulatorische oder politische Flankierungen" notwendig seien, sollte man darüber reden", schreibt die Wirtschaftszeitung.

Interessant: Ein gesetzliches Verbot von Negativzinsen für Privatkunden findet sich in Hufelds Manuskript nicht. Hier ist er einer Meinung mit den Banken: "Ich würde der Politik nicht empfehlen, dieses Instrument in Erwägung zu ziehen", sagte Hufeld – und gab damit Bundesfinanzminister Olaf Scholz Kontra.(jb)