Bafin-Chef zu Postbank: "Tiefgreifende Störung im Kundenservice"
Der Präsident der deutschen Finanzaufsicht, Mark Branson, erkennt in den IT-Migrationsproblemen bei der Postbank erhebliche Beeinträchtigungen für die Kunden. Daher fordert er das Institut und seine Muttergesellschaft, die Deutsche Bank, auf, schnellstens Lösungen zu finden.
Der Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Mark Branson, fordert eine rasche Behebung der Fehler der Postbank und ihres Mutterkonzerns Deutsche Bank bei der Datenmigration. "Die Postbank muss das jetzt schnell lösen", sagte Branson der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf die IT-Probleme vieler Kunden.
"Es ist also nicht mehr allein ein IT-Migrationsproblem, sondern es gibt weitere tiefgreifende Störungen im Kundenservice", erklärte der Bafin-Chef. Seine Äußerungen sind ungewöhnlich deutlich. Normalerweise äußert sich die Finanzaufsicht nicht zu einzelnen Instituten.
Kein Zugriff auf Konten, Kundenservice nicht erreichbar
Die Deutsche Bank hatte die Postbank seit 2009 sukzessive übernommen und überführt derzeit die Daten der Kunden des Instituts in die Systeme der Deutschen Bank. Bei dem Projekt "Unity" kam es jedoch zu erheblichen Schwierigkeiten. Diese führten dazu, dass Kunden zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen konnten. Zudem war der Kundenservice kaum erreichbar.
Es gehe nicht darum, dass bei der Postbank nur das Online-Banking mal zwei Stunden nicht funktioniere, sagte Branson der "Süddeutschen Zeitung". "Es geht um wichtige Dienstleistungen, die nicht zur Verfügung stehen, gepaart mit Problemen, den Kundenservice zu erreichen. Für manche Kunden führt das zu extrem schwierigen Situationen", so der Chef der Finanzaufsicht.
Öffentliche Rüge
Bereits vor gut zwei Wochen hatte die Bafin mit einer öffentlichen Rüge auf die Kundenbeschwerden reagiert. Die Behörde beobachte seit dem Jahreswechsel 2022/2023 "erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts bei der Postbank", hatte sie mitgeteilt. Die Aufsicht prüfe, "ob aufsichtlich relevante Mängel in dem Institut" bestünden, und behalte sich vor, "aufsichtliche Maßnahmen einzuleiten".
Auf die Frage, ob die Bank mit einer Strafe rechnen müsse, sagte Branson der "Süddeutschen Zeitung", er wolle möglichen Maßnahmen nicht vorgreifen. Möglich wäre zum Beispiel, dass die Bafin eine Sonderprüfung anordnet oder einen Sonderbeauftragten ernennt, der die Fortschritte bei der Postbank überwacht. (am)
