Die Finanzaufsicht Bafin hat Ermittlungen gegen ein Unternehmen des schillernden Investors Lars Windhorst aufgenommen. Zudem erstattete die Bafin bereits im Mai Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin. Die Staatsanwaltschaft bestätigte gegenüber mehreren Medien den Eingang der Anzeige. Es bestehe der Anfangsverdacht des Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz, sagte eine Behördensprecherin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Die Bafin wollte sich zu dem Fall nicht äußern.

Die Ermittlungen drehen sich offenbar um das Finanzvehikel Evergreen, so die Wirtschaftszeitung "Financial Times", die als erste über den Fall berichtete. Evergreen zählt zu Windhorsts Tennor Holding. Der Financier des Hauptstadtclubs Hertha BSC wollte dem Bericht zufolge über das Vehikel Wertpapiere zurückkaufen, welche die Investmentboutique H2O Asset Management in ihren Fonds hält.

Milliarden abgezogen
Die von Starmanager Bruno Crastes gegründete Gesellschaft hatte massiv in wenig liquide Papiere aus dem Windhorst-Umfeld investiert. Als das Engagement im Sommer 2019 bekannt wurde, zogen Anleger Milliarden aus den Fonds ab. Später entwarfen die Beteiligten den Plan, dass Windhorst die illiquiden Wertpapiere zurückkauft. Das Geschäft konnte jedoch nicht abgeschlossen werden. H2O plant nun eine Restrukturierung über die Ausgabe einer Anleihe.

Die französische Finanzaufsicht veranlasste im Sommer 2020 dann die zeitweilige Schließung von einigen der betroffenen H2O-Fonds. Diese wurden in liquide und illiquide Teile aufgespaltet. Die illiquiden Teile bleiben geschlossen werden abgewickelt. Anleger können ihr Geld nicht abziehen. Die liquiden Parts hingegen sind wieder für Anteilsaus- und Rückgaben geöffnet.

"Fassungslos und enttäuscht"
Den Berichten zufolge geht die Bafin dem Verdacht nach, dass über Evergreen Finanzgeschäfte getätigt wurden, für die es eine Banklizenz gebraucht hätte. Hertha-Investor Windhorst, der seit kurzem auf dem Kurznachrichtendienst Twitter aktiv ist, zeigt sich verständnislos über die Ermittlungen. "Wir wurden Anfang Mai über die Bafin-Beschwerde informiert und nahmen umgehend Kontakt zur Staatsanwaltschaft Berlin auf, um jegliche Ermittlungen zu unterstützen", so Windhorst.

"Wir sind absolut sicher, dass die Anschuldigungen jeder Grundlage entbehren, da weder Evergreen Funding noch eines der Unternehmen der Gruppe regulierte Bankgeschäfte betrieben haben", ergänzt der Finanzier, der als Teenager sein erstes Unternehmen gründete und in der Ära des Bundeskanzlers Helmut Kohl als "Wunderkind" galt. Die Sicht der Dinge habe man auch der Bafin erklärt. "Wir sind fassungslos und enttäuscht, dass die Bafin sich dennoch entschieden hat, die Beschwerde bei den Berliner Behörden einzureichen." (ert)