Gut zwei Wochen, nachdem ihr Mutter-Konzern Greensill Capital zahlungsunfähig geworden ist, muss nun auch die deutsche Tochter, die Bremer Greensill Bank, Insolvenz anmelden. Die Finanzaufsicht Bafin hat am Abend des Montags (15. März) beim Amtsgericht Bremen einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahren gestellt. Dies berichten diverse Medien, darunter das "Handelsblatt". Über einen Insolvenzverwalter sei noch keine Entscheidung gefallen, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts der Wirtschaftszeitung.

Die Bafin hatte Anfang März dieses Jahres gegen die Greensill Bank ein Moratorium wegen drohender Überschuldung verhängt und damit sämtliche Ein- und Auszahlungen gestoppt. Darüber hinaus erhob die Finanzaufsicht Strafanzeige wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation. 

Langwierige Folgen
Bis vor einigen Monaten galt der australisch-britische Lieferkettenfinanzierer Greensill Capital noch als erfolgreiches Fintech, dann jedoch geriet der Konzern innerhalb kurzer Zeit in  Schieflage. Die Folgen des Greensill-Dramas werden die Betroffenen noch lange beschäftigen. 

Der japanische Softbank-Konzern soll Berichten zufolge bereits sein gesamtes Investment abgeschrieben haben. Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat mehrere Manager zumindest vorläufig von ihren Aufgaben entbunden. Auf Verluste durch den Greensill-Zusammenbruch müssen sich dem "Handelsblatt" zufolge außerdem rund 50 Bundesländer und Kommunen einstellen. Der Rechtsstreit über die Lastenverteilung zwischen Gläubigern, Investoren und Versicherern werde voraussichtlich Jahre dauern, schreibt die Zeitung.

Einlagensicherungsfonds wieder auffüllen
Große heimische Geldhäuser wie die Deutsche Bank und die Commerzbank sind von der Entwicklung zwar nicht unmittelbar betroffen, sehen sie aber aus ihrer eigenen Perspektive kritisch. Denn sie werden nach der Pleite der Greensill Bank den Einlagensicherungsfonds wieder auffüllen müssen, der garantiert, dass Privatanleger entschädigt werden, schreibt das "Handelsblatt".

Der Einlagensicherungsfonds wiederum werde versuchen, möglichst viel Geld aus der Insolvenzmasse zu bekommen, um damit die eigenen Verluste zu begrenzen, so die Wirtschaftszeitung. Wie viel Geld am Ende fließen wird, sei ungewiss. Denn aktuell lasse sich nicht beurteilen, wie werthaltig die Forderungen sind, die das Institut von seinem britischen Mutterkonzern Greensill Capital aufgekauft hat.

Vorwürfe gegen Bafin und Einlagensicherung
Unterdessen hat die Aufarbeitung des Greensill-Dramas begonnen. Einige Banker sehen sowohl die Rolle der Bafin als auch der Einlagensicherung kritisch. Beide hätten gegen die Greensill Bank früher und härter durchgreifen müssen, so der Vorwurf. Ähnlich äußert sich auch die Bürgerbewegung Finanzwende. 

"Pleiten, Pech und Pannen – das umschreibt den Zustand der Finanzaufsicht in Deutschland", lässt sich Michael Peters, Referent Finanzmärkte, in einer Pressemitteilung zitieren. "Nach Wirecard haben wir den nächsten Milliardenskandal – und das unter den Augen der Aufsicht. Was muss noch passieren, dass bei der Bafin und den Wirtschaftsprüfern endlich hart durchgegriffen wird?", fragt Peters. Auch der Prüfverband der deutschen Banken habe in Bezug auf die Einlagensicherung kein gutes Bild abgegeben. Am Ende könnten dies die Kunden mit höheren Kontogebühren teuer bezahlen, vermutet Peters. (am)