Banken in Deutschland sind wenig optimistisch mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung: 47 Prozent der Geldhäuser erwarten eine Verschlechterung der Wirtschaftslage in diesem Jahr, neun Prozent sogar eine starke Eintrübung. Nur 30 Prozent rechnen aktuell mit einer Verbesserung in den kommenden zwölf Monaten. Das ist das Ergebnis des aktuellen "Bankenbarometers" der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Für die Studie wurden 100 Finanzinstitute im April 2024 in Deutschland befragt. In keiner der früheren EY-Befragungen war der Anteil derer, die mit einer starken Verschlechterung rechnen, so hoch wie aktuell.

Das steht in starkem Kontrast zur Einschätzung der eigenen Lage und Perspektiven: 92 Prozent der befragten Finanzinstitute bewerten ihre aktuelle operative Geschäftsentwicklung positiv, das sind mehr als in den beiden Vorbefragungen in den Jahren 2022 und 2019. Auch die künftige Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten schätzen 93 Prozent als positiv ein.

Jede zweite Bank geht von Konsolidierung aus
Befragt zum Thema Konsolidierung im deutschen Bankensektor war sich die Mehrzahl der befragten Institute einig: Fast jede zweite befragte Bank prognostiziert für die kommenden zwölf Monate weitere Fusionen und Übernahmen im Bankensektor, in den nächsten drei Jahren rechnen sogar vier von fünf Instituten damit. Eine abnehmende Konsolidierungsaktivität erwarten hingegen sowohl auf kürzere als auch auf mittlere Sicht nur wenige Banken (3 bzw. 6%).

Mehr als ein Drittel der Institute erwartet einen Rückgang der Zahl der Bankfilialen in Deutschland um bis zu fünf Prozent, immerhin 63 Prozent rechnen mit einem Rückgang um mindestens fünf Prozent – und rund jede achte Bank (13%) geht sogar davon aus, dass die Zahl der Bankfilialen bis 2025 um mehr als zehn Prozent sinken wird. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Bankfilialen in Deutschland auf 19.501 und damit erstmals unter den Wert von 20.000 gesunken.

"Viele Häuser haben ihre Hausaufgaben gemacht"
"Trotz der schwierigen konjunkturellen Situation stehen Banken in Deutschland deutlich besser da als vor zwei Jahren, die Zinserhöhungen der EZB haben hier zweifellos geholfen und die Einnahmesituation deutlich verbessert. Insofern verwundert es nicht, dass die Stimmung im deutschen Bankensektor deutlich besser ist als die gesamtwirtschaftliche Situation", resümiert Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. "Zudem haben viele Häuser ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Geschäftsmodelle an die sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst. Gleichzeitig erschließen sie neue Einnahmemöglichkeiten etwa durch innovative Finanzprodukte sowie im Bereich Nachhaltigkeit." (mb)